Die Ankündigung von Zynga, den Flock Browser nicht mehr weiterentwickeln zu wollen, überrascht nicht. Als das Unternehmen vor mehreren Wochen bekannt gab, den Browser Entwickler Flock zu übernehmen, gingen zahlreiche Experten davon aus, dass der Social Media Browser vermutlich schon bald Geschichte sein wird.
Genau so ist es nun gekommen. Zynga darüber informiert, dass die Entwicklung des Browsers gestoppt ist. Bei der Übernahme von Flock ging es folglich um den Einkauf fähiger Mitarbeiter, die künftig dabei helfen, neue Games zu entwickeln oder Games auf andere Plattformen zu portieren – für den Social Media Browser bleibt keine Zeit.
Aus Sicht von Zynga ist dieser Schritt sehr gut nachzuvollziehen. Das Unternehmen wächst enorm schnell und befindet sich fortlaufend auf der Suche nach guten Köpfen. Die Browser Experten von Flock in das eigene Unternehmen einzugliedern, muss sehr reizvoll gewesen sein. Dementsprechend dürfte von Anfang an festgestanden haben, dass der Browser nicht weiterentwickelt wird.
Generell gilt es sich zu fragen, ob Flock langfristig eine Überlebenschance gehabt hätte. Zwar mag es sehr ehrenwert sein, einen Social Media Browser zu entwickeln, doch letzten Endes gilt es sich zu fragen, wer einen solchen Browser überhaupt nutzen möchte. Schließlich gestaltet sich die Nutzung von Social Media auch ohne speziellen Browser relativ leicht. Womöglich mag der eine oder andere Service nicht ganz so toll zugänglich sein, doch alles in allem sind die Social Media Angebot so angelegt, dass sich die Nutzung leicht gestaltet. Ob ein spezieller Browser einen wirklichen Nutzen bietet, gilt als fraglich. Außerdem können Browser wie Firefox oder Google Chrome problemlos um Social Media Funktionen erweitert werden. Die Auswahl an Plugins, die kostenlos zum Download bereitstehen, ist enorm groß.
Ich persönlich glaube nicht, dass Flock jemals erfolgreich gewesen wäre. Schwarze Zahlen im Browsergeschäft zu schreiben, ist alles andere als leicht. Zumal Flock kein vollkommen neuer Browser gewesen ist. Ursprünglich wurde Flock auf Basis von Mozilla Firefox entwickelt, später erfolgte ein Umstieg auf Chrome bzw. Chromium von Google.
Vermutlich dürften die Investoren eine Menge Geld verloren haben. Immerhin gelang es Flock, hervorragende Mitarbeiter für sein Projekt gewinnen zu können. Der Verkauf an Zyna hat sich für die Investoren vermutlich nicht ausgezahlt, aber zumindest bot sich dadurch die Chance, zumindest einen Teil des Investments zu sichern.
Dass Webunternehmen ausschließlich wegen ihrer Mitarbeiter übernommen werden, ist übrigens keine Seltenheit. Man denke nur an die zahlreichen Zukäufe von Facebook. Bisher hatte Facebook kein Interesse daran, die ursprünglichen Produkte oder Leistungen weiterhin am Markt anbieten zu wollen. Unternehmen wurden nur übernommen, um an fähige Mitarbeiter – besonders die Programmierer – zu gelangen. Aber auch schon vor dem Zeitalter des Web 2.0 war dieses Verfahrensweise verbreitet. Man denke nur an die Übernahme von BeOS durch Palm: Das Betriebssystem wurde beerdigt, die Programmierer sollten Palm Software entwickeln. Doch mittlerweile sind beide Unternehmen bereits Geschichte.