Bezahlinhalte sind mittlerweile ein sehr großes Thema. Allerdings wird von Verlegern und Redakteuren vorrangig über Pro und Contra diskutiert – an eine Umsetzung trauen sich selbst die Befürworter nicht so richtig heran. Der Grund ist simpel: Ihre halbwegs gut laufenden Portale können stark an Attraktivität verlieren und somit zur Kostenfalle werden. Deshalb ziehen es etliche Bezahldienst Befürworter vor, neue Projekte auf diese Weise zu starten. Man denke nur an die iPad Zeitung von Rupert Murdoch, die ein ganz großer Wurf werden soll.
Rupert Murdoch ist einer der wenigen, der nicht davor zurückschreckt, bestehende Informationsangebote kostenpflichtig zu machen. Man denke nur an das Wall Street Journal, das schon seit langer Zeit als Pay-Site existiert und dabei gut über die Runden zu kommen scheint.
Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, hat die New York Times vor kurzem nachgezogen und ebenfalls auf ein Bezahlmodell umgestellt. Wer die Onlineausgabe der NYT lesen möchte, muss fortan zahlen. Das Projekt gilt als sehr umstritten, doch vorerst möchte man den Versuch wagen – immerhin bietet sich die Chance, satte Einnahmen zu erzielen.
Doch wie schon bei anderen Umstellungen zuvor, hat man bei der NYT nicht konsequent an der Umsetzung gearbeitet. Es tauchen vermehrt Blogeinträge auf, in denen verraten wird, wie man sich den Zugang zu den kostenpflichtigen Inhalten erschleichen kann. Wenn man es genau betrachtet, kann noch nicht einmal vom Erschleichen gesprochen werden. Über simple Links ist es möglich, dieses Ziel zu erreichen bzw. einen kostenlosen Zugang zu den Inhalten zu bekommen.
Einen wirklichen Schutz hat man nämlich nicht entwickelt. Es ist nicht so, dass man sich explizit einloggen muss, um die Inhalte abrufen zu können. Die richtigen Links reichen aus, um dieses Ziel zu erreichen. Wie bei Spiegel Online zu lesen ist, gibt es inzwischen mehrere Twitter Accounts, die nichts anderes machen, als fortlaufend neue Links für den direkten Content-Zugriff herauszuposaunen. Jeder neue Artikel, der veröffentlicht wird, landet bei Twitter, wodurch es Interessenten sehr leicht haben, Zugriff zu erhalten.
Aber dies ist längst nicht der einzige Weg, um Zugriff auf die exklusiven Inhalte zu bekommen. Die New York Times gestattet Interessenten 20 kostenfreie Textzugriffe pro Monat. Angeblich soll hierbei auf simple Cookie-Technologie gesetzt werden. Wer die Cookies im Webbrowser löscht, kann bedenkenlos weiterlesen.
Wenn man von diesen Umständen hört oder liest, muss zwangsläufig die Frage aufkommen, weshalb sich die NYT für eine derart miserable Contentsperre entschieden hat. Aus Sicht der User, die kostenlose Inhalte erhalten möchten, mag der derzeitige Umstand zwar akzeptabel sein, doch auf der anderen Seite muss man an Kunden denken, die für Inhalte bezahlen. Die Kunden müssen sich schnell abgezockt vorkommen – denn weshalb sollen sie für Inhalte bezahlen, die im Prinzip frei zugänglich sind?