Telefonieren und SMS-Versand sind die wichtigsten Funktionen, die Jugendliche auf ihren Mobiltelefonen nutzen. Dahinter folgen nicht etwa Apps und Internet, sondern Kamera, Musik und Wecker. Das eigene Handy ist im Alter zwischen 10 und 18 heute Standard.
Oft hört man derzeit, die Zukunft des Internets finde auf mobilen Endgeräten statt und der PC sei ein Auslaufmodell, der von Smartphones und Media-Tablets verdrängt werde. Da könnte man auf den Gedanken kommen, die scheinbar mit ihren Handys verwachsenen Jugendlichen seien in dieser Hinsicht bereits Trendsetter und würden intensiv das Internet mittels ihrer Mobiltelefone nutzen. Stimmt nicht!
92 Prozent besitzen ein Handy
Der Hightech-Verband BITKOM ließ vom Meinungsforschungsinstitut Forsa eine repräsentative Befragung unter 10- bis 18-Jährigen durchführen. Demnach besitzen neun von zehn Menschen dieser Altersgruppe ein eigenes Handy, wobei die Mädchen mit 94 Prozent gegenüber den Jungen mit 89 Prozent besser ausgerüstet sind. „Ein eigenes Handy ist heute so selbstverständlich wie ein eigenes Fahrrad. Das ist ein Trend, dem wir als Eltern gerecht werden müssen“, sagte René Schuster, Mitglied des BITKOM-Präsidiums. Sogar bei den 10- bis 12-jährigen Kindern liegt die Quote schon bei 82 Prozent.
Mobile Internetnutzung oder Apps spielen jedoch bloß eine Nebenrolle, obwohl Zusatzfunktionen der Telefone bei Jugendlichen überdurchschnittlich stark genutzt werden. „Jugendliche nutzen ihr Mobiltelefon als Multimedia-Zentrale“, erklärte Schuster. „Sie setzen das Handy wesentlich vielseitiger ein als die meisten Erwachsenen, die es nur zum Telefonieren nutzen oder SMS versenden.“
Telefonieren und SMS liegen vorn
97 Prozent der Befragten telefonieren mit ihrem Mobiltelefon, 89 Prozent schreiben SMS. Hoch im Kurs steht das Aufnehmen von Fotos oder Videos mit 74 Prozent. Musik- und Radiofunktionen werden von 68 Prozent in Anspruch genommen, die Weckfunktion setzen 60 Prozent ein, 55 Prozent der jungen Handynutzer erfreuen sich an Handyspielen.
Organizer-Funktionen vor Internet und Apps
Sogar Organizer-Funktionen wie Kalender und Terminplaner liegen mit einem Wert von 41 Prozent deutlich vor der mobilen Internetnutzung. Mit ihrem Handy gehen gerade einmal 11 Prozent der Befragten online, also kaum mehr als jeder zehnte! Der MMS-Versand rangiert mit 10 Prozent noch vor der Verwendung von Apps mit 8 Prozent. Weniger überraschend ist die geringe Popularität der E-Mail-Funktion, die nur bei 5 Prozent zum Einsatz kommt. Wenn nur 4 Prozent der 10- bis 18-Jährigen Handybesitzer Karten- und Navi-Funktionen einsetzen, ist dies ebenfalls nicht verwunderlich.
Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen
Handyspiele sind bei den jüngsten Befragten übrigens besonders beliebt: Der Durchschnittswert von 55 Prozent wird von den 10- bis 12-Jährigen mit 63 Prozent übertroffen. Bei den Mobilfunknutzern zwischen 16 und 18 dagegen kommen die Spiele bei weniger als jedem zweiten (47 Prozent) zum Einsatz. Während 95 Prozent der befragten Mädchen SMS verschicken, schreiben nur 83 Prozent der Jungen Kurznachrichten. Deutlich mehr Mädchen als Jungen nehmen Fotos und Videos am Handy auf (81 Prozent zu 66 Prozent).
Woran mag es liegen, dass Apps und mobiles Internet bei den jungen Mobilfunknutzern so wenig verwendet werden? Sicher, teure Premium-Smartphones, die zur Verwendung von Internet und Apps besonders einladen, sind unter Jugendlichen wohl nicht besonders verbreitet. Inzwischen bringen allerdings schon preiswerte Prepaid-Telefone einen Handybrowser mit und ermöglichen oft auch (zumindest in gewissem Umfang) den Download von Apps.
Die Kosten für die mobile Internetnutzung lassen sich ebenfalls in einem Rahmen halten, der für die meisten Jugendlichen keine Hürde bedeutet. Für unter 10 Euro im Monat werden Datenflatrates angeboten, ab etwa 5 Euro sind Datenpakete zu haben, mit denen man schon etwas anfangen kann. Woran liegt es also, dass Apps und mobiles Internet unter den jungen Mobilfunknutzern einen so geringen Stellenwert einnehmen?