Radikale Änderungen können richtig gut sein und Unternehmen dabei helfen, enorm zu wachen oder die Margen zu erhöhen. Allerdings gibt es auch Ideen, die überhaupt nicht fruchten und am Ende nichts als Geld kosten. Genau solch eine Idee – die wohl eher Geld kostet und am Ende eine Rückkehr zum alten System fordert – hat Thierry Breton vorgetragen. Breton ist Vorstand bei Atos Origin und will in seinem Unternehmen die interne Email-Kommunikation abschaffen.
Nun könnte man meinen, der Mann will sich auf traditionelle Werte besinnen, indem er seine Leute dazu bringt, wieder zu telefonieren oder Memos von Hand zu schreiben. Doch ganz so schlimm ist es auch nicht. Wenn es um die interne Kommunikation geht, soll voll und ganz auf Social Media gesetzt werden. Dass dieser Vorschlag absolut ernst gemeint ist, macht Breton daran ersichtlich, dass er gleichzeitig eine Deadline gesetzt hat. Die interne Emailkommunikation soll in spätestens drei Jahren abgeschafft sein.
So mancher Social Media Evangelist wird diesen Vorschlag gut heißen und womöglich schon bald anderen Unternehmen zum selben Schritt raten. Eine deutlich größere Anzahl an Personen dürfte jedoch einfach nur den Kopf schütteln und sich fragen, was sich Thiery Breton hierbei wohl gedacht hat. Diesbezüglich braucht man jedoch nicht raten, der Manager liefert die Begründung für seinen Vorschlag nämlich gleich mit. Laut ihm verbringen Manager rund 20 Stunden in der Woche alleine mit Bearbeiten von Emails – was aus seiner Sicht viel zu viel ist. Um Zeit einzusparen soll deshalb auf den Emailverkehr verzichtet werden. Bei Winfuture sind sogar konkrete Zahlen im Bezug auf das Email-Volumen im Hause Atos Origin zu finden.
Ich möchte an dieser Stelle behaupten, dass die Email zu den besten und vor allem auch effizientesten Kommunikationsmitteln überhaupt zählt. Der Umstieg auf irgendwelche Social Media Lösungen (seien es Wikis, Kommentar-Funktionen oder auch Instant-Messaging) führt zu keinem nennenswerten Geschwindigkeitsvorteil. Zugleich bringt Social Media enorme Nachteile mit sich. Man denke nur an die Tatsache, dass die Leute ihre Emails genau dann abrufen können, wenn sie Zeit haben. Niemand ist an die Zeiten der anderen gebunden. Bei Social Media mag dies teilweise der Fall sein – teilweise aber auch nicht. Zudem fehlt gewissermaßen der Rückkanal: Es ist nur schwer zu sehen, ob Inhalte bereits gelesen und beispielsweise beantwortet wurden. Wenn Unternehmen beispielsweise intern via Twitter kommunizieren würden, täten sich die meisten Leute mit Sicherheit viel schwerer, weil sie schnell den Überblick verlieren.
Alles in allem dürfte die Sache ein äußerst interessantes Experiment werden. Womöglich gewinnt es dem Unternehmen tatsächlich, die Effizienz bei der Kommunikation zu steigern und gleichzeitig das Qualitätsniveau zu halten oder sogar ebenfalls zu ergänzen. Wirklich vorstellen kann ich mir dies jedoch nicht. Daher bin ich sehr gespannt, ob die Umstellung in vollem Umfang vollzogen wird und das Unternehmen später über mögliche Folge berichtet oder ob still und heimlich die Rückkehr zur Email vollzogen wird.