Einige Leute werden sich eventuell noch daran erinnern, dass AOL einst mal Anbieter von Internetzugängen gewesen ist. Kurz nach der Jahrtausendwende war der Provider auch in Deutschland sehr aktiv. In Elektronikmärkten sowie in vielen anderen Geschäften wurde man von den AOL CDs, die einen kostenlosen Probezugang zum Internet ermöglichten, geradewegs zugeschüttet.
Doch die Zeiten, in denen AOL als Internetprovider tätig waren, liegen schon lange zurück. Das Unternehmen konnte sich in diesem Umfeld nicht behaupten, sodass man sich neu ausgerichtet hat. Vor gut zwei Jahren begann man mit einer grundlegenden Umstrukturierung, deren Ziel es ist, AOL zu einem großen Anbieter von Onlineinhalten umzubauen – und wie es scheint, geht diese Strategie auf.
Es liegt noch gar nicht lange zurück, als AOL mit der Übernahme von TechCrunch für jede Menge Schlagzeilen sorgte. Schließlich wurde das Techblog schon lange als Übernahmekandidat gehandelt – aber dass es an AOL gehen würde, hatten nur die wenigsten Leute gedacht.
Fast genauso überraschend ist die Übernahme der Huffington Post. Wie AOL bekannt gegeben hat, wird die Online-Zeitung in das Content Netz von AOL eingebunden. Das Erfolgsblog, das im Monat auf ca. 25 Mio. Unique Visitors kommt, wurde erst im Jahr 2005 gegründet.
An dieser Vorgehensweise wird allerdings auch deutlich, dass AOL die Vorherrschaft im Content Bereich um jeden Preis erlangen möchte. Wenn man es genau betrachtet, wurden die übernommenen Erfolgsblogs als kleine Webprojekte gestartet. Die Huffington Post war einst ein relativ kleines Blog, das nach und nach bekannter und letztlich zu einer Onlinezeitung umgebaut wurde. Bei TechCrunch war es im Endeffekt nicht viel anders – wobei der Blogcharakter jedoch beibehalten wurde.
Im Falle beider Übernahmen hat AOL eine Menge Geld auf den Tisch gelegt, um die Blogs und somit auch deren Leserschaft zu übernehmen. Im Rahmen der TechCrunch Übernahme wurden rund 60 Mio. US-Dollar gezahlt. Bei der Huffington Post Übernahme geht es um eine noch viel größere Summe. Wie bei Golem zu lesen ist, soll AOL satte 315 Mio. US-Dollar bezahlen, wobei 300 Mio. US-Dollar in bar geleistet werden.
Damit wäre wieder einmal bewiesen, dass man durch Bloggen richtig viel Geld verdienen kann. Allerdings gibt es nur äußerst wenige Blogs, die für Verlagshäuser und ähnliche Unternehmen tatsächlich von Relevanz sind. Dies gilt besonders für den deutschen Markt, wo die meisten Blogs alles andere als Geldmaschinen sind. Und selbst die namhaften Blogs müssen einräumen, dass große finanzielle Erfolge bisher ausgeblieben sind. Man denke nur an Basicthinking, wo der Texterstamm sogar verkleinert wurde. So gesehen kann man der Huffington Post Gründerin, Arianna Huffington, nur gratulieren.
Nachtrag: Der Erfolg der Huffington Post kommt doch nicht von ungefähr. Das Startkapital von Arianna Huffington soll laut „Welt Online“ eine Mio. US-Dollar betragen haben.
Februar 8th, 2011 at 16:05
Tja, wo bleiben die Blogs, die in Deutschland mit einem Startkapital von 1 Millionen Dollar an den Start gehen können? Natürlich kann man gerade mit Blogs klein anfangen.
Aber ich glaube, dass der Start einiger finanziell gut ausgestattete Blogs die Medienlandschaft in Deutschland durchaus verändern könnte.
Aus Blogger-Perspektive hat AOL sehr viel Geld investiert. Aus der Perspektive eines Medienkonzerns sieht das schon ganz anders aus.
Das Interessante an der Strategie von AOL ist nicht nur die Reichweite der einzelnen Blogs/Websites. Die Synergien machen das Thema spannend. Neben TechCrunch besitzt AOL ja schon seit langem das ebenfalls einflussreiche Tech-Blog Endgadget. In der Kombination ist die Reichweite noch viel wertvoller.
Auf den meisten AOL Blogs werden die Nutzer zudem deutlich auf die weiteren Angebote des Unternehmens hingewiesen. Die Nutzer innerhalb des eigenen Netzwerks zu halten, wird umso leichter, je mehr Blogs dabei sind. Nicht zuletzt lassen sich gerade dadurch die Besucherströme besser vermarkten.
Februar 8th, 2011 at 18:23
Das AOL Geld investieren muss damit es seinen Platz behalten kann ist klar und so wie Oliver Springer schon gesagt hat ist die Summe die AOL den beiden Blogs gezahlt hat wohl jeden Cent Wert.
Bei solchen Summen wird genau kalkuliert 🙂