Welche Bedeutung dem mobilen Internet zukommt, geht aus Prognosen für das Traffic-Wachstum bis zum Jahr 2015 hervor. Cisco rechnet für Deutschland mit dem 30-fachen mobilen Datenverkehr im Vergleich zu 2010.
In unserer reizüberfluteten Mediengesellschaft strotzt die Berichterstattung nur so von Superlativen. Der Begriff Traffic-Explosion erscheint mir vor diesem Hintergrund fast zu zurückhaltend gewählt, wenn ich mir die Zahlen aus der Cisco Virtual Networking Index Global Mobile Data Forecast ansehe. Die Zahlen aus der diese Woche vorgestellten Studie des Netzwerkausrüsters Cisco deuten auf einen massiven Bedeutungsgewinn der mobilen Internetnutzung innerhalb weniger Jahre hin.
Mobiles Internet boomt weltweit
Im vorigen Jahr wuchs der weltweite Datenverkehr über mobile Internetzugänge um 159 Prozent. Monatlich wurden 237 Petabyte transferiert, was der Speicherkapazität von 60 Millionen DVDs entspricht. Im Jahr 2015 fallen monatlich 6,3 Exabyte bzw. 75 Exabyte im ganzen Jahr an. Das entspricht dem Speichervermögen von 19 Milliarden DVDs. Das stärkste jährliche Wachstum erwarten die Experten in Afrika und dem Mittleren Osten mit 129 Prozent. Es folgen Lateinamerika (111 Prozent), Mittel- und Osteuropa (102 Prozent ), Asien-Ozeanien (101 Prozent), Westeuropa (91 Prozent), Nordamerika (83 Prozent ) und Japan (70 Prozent). Unter den einzelnen Staaten stechen Mexiko (131 Prozent), Südafrika (144 Prozent) und Indien (158 Prozent) hervor.
Mit einem jährlichen Datenwachstum um 97 Prozent liegt Deutschland über dem weltweiten Durchschnitt in Höhe von 92 Prozent. Letztes Jahr wurden in Deutschland pro Monat 10,66 Petabyte mobil übertragen, im Jahr 2015 werden es laut Cisco-Studie 317,24 Petabyte sein. Mit dieser Datenmenge könnte man 79,3 Millionen DVDs füllen. Im mobilen Internet wächst das Datenvolumen dreimal schneller als im kabelgebundenen.
Laptops schlagen Tablets
Für den meisten Traffic sollen allerdings herkömmliche Computer in Form von Laptops verantwortlich sein. Auf sie entfallen der Studie zufolge jeden Monat 197,18 Petabyte. Die zweitplatzierten Smartphones bringen es dagegen bloß auf 84,49 Petabyte und Tablet-Computer sind mit gerade einmal 21,13 Petabyte dabei. Für das Jahr 2015 geht man von 5,1 Millionen Tablets (32-mal mehr als im Jahr 2010), 16,2 Millionen Laptops (viermal mehr als 2010) und 50,8 Millionen Smartphones (Verdreifachung gegenüber 2010) sowie 87,7 Millionen Knoten zur Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (achtmal mehr als 2010) aus.
„Diese Zahlen verdeutlichen klar den Trend zu mobiler Datennutzung in den kommenden Jahren“, kommentiert Carlo Wolf, Vice President und Geschäftsführer Cisco Deutschland. „Das ständig steigende Angebot an Apps und anderen Anwendungen, insbesondere bei Video, sind dafür stark verantwortlich. Die Provider müssen nicht nur die Kapazitäten dafür schaffen, sondern die Netze müssen auch verlässlich und sicher sein.“
Videos verursachen den meisten Traffic
Im Jahr 2015 werden über 5,6 Milliarden Smartphones und Tablet-PCs im Einsatz sein, prognostizieren die Experten. Für den überwiegenden Anteil des mobilen Datenverkehrs werden bereits in vier Jahren zu 66 Prozent Videos verantwortlich sein. „Dies entspricht einer Steigerung um das 35-Fache im Vergleich zu 2010 und damit der höchsten Rate aller mobilen Anwendungen“, lautet eine Feststellung im Pressetext.
Noch viel mehr Zahlen liefert das PDF mit der vollständigen Studie. Interessanter als die zusätzlichen Zahlen sind die Trends, die hinter den Entwicklungen stecken. Mit 35 Prozent kaum mehr als ein Drittel des mobilen Datenverkehrs fällt tatsächlich im mobilen Einsatz an. 40 Prozent des Traffics entstehen zu Hause, 25 Prozent am Arbeitsplatz.
Sobald ich wieder in Reichweite meines WLANs bin, wechsle ich die Verbindung bei meinem Smartphone. Dafür spricht nicht nur das Traffic-Limit, ab dem die Mobilfunkanbieter in Deutschland allgemein die Bandbreite drosseln. Ein über WLAN genutzter DSL-Anschluss bietet bis jetzt jedenfalls fast immer spürbar mehr Bandbreite. Wie ist das bei Euch?