Facebook ist zwar global gesehen die Nummer eins unter den Social Networks, doch in der Gunst der jugendlichen Internetnutzer in Deutschland liegt SchülerVZ an der Spitze. MySpace dagegen ist weit abgeschlagen und wird sogar von weniger Jugendlichen aktiv verwendet als Twitter.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Facebook dieses Jahr noch einmal stark in Deutschland zulegen wird, doch für den Moment ist festzuhalten, dass andere Soziale Netzwerke in Deutschland ebenfalls sehr stark sind. Deutschland sei Facebook-Entwicklungsland, konnte man diesen Monat im Zusammenhang mit internationalen Statistiken zur Social-Network-Nutzung lesen.
Facebook nur auf dem zweiten Platz
Aktuelle Forsa-Daten zu Deutschland, die im Auftrag des BITKOM erhoben wurden, belegen, dass bei Jugendlichen SchülerVZ das Netzwerk mit den meisten angemeldeten und den meisten aktiven Usern ist. Unter den 10- bis 18-Jährigen besitzen 49 Prozent dort einen Account, immerhin 40 Prozent nutzen SchülerVZ aktiv. Der Abstand zu Facebook fällt indes ziemlich knapp aus: In der untersuchten Altersgruppe sind 42 Prozent bei Facebook angemeldet, 38 Prozent nutzen den weiß-blauen Marktführer aktiv. Dahinter folgt…lange nichts.
Platz drei belegt der Studie zufolge Wer-kennt-wen mit 14 Prozent bei der Mitgliedschaft und 10 Prozent bei der aktiven Nutzung. Bei lokalen Communitys sind 8 Prozent registriert und 5 Prozent aktiv. 7 Prozent der 10- bis 18-Jährigen ist Mitglied bei Knuddels, aber gerade 2 Prozent nutzen ihren Account aktiv. Bei den Mitgliederzahlen liegt MySpace mit 7 Prozent der Jugendlichen zwar vor dem Microblogging Service Twitter mit 6 Prozent, doch bei der aktiven Nutzung muss sich MySpace mit 2 Prozent Twitter mit dessen 3 Prozent geschlagen geben.
Von den 5 Prozent der Jugendlichen in Deutschland, die sich bei Schüler.cc angemeldet haben, sind dagegen die meisten auch aktiv: 4 Prozent. Das wie SchülerVZ zu den VZ-Netzwerken gehörende MeinVZ hat mit 3 Prozent von 4 Prozent der Jugendlichen ebenfalls eine überwiegend aktive jugendliche Nutzerschaft vorzuweisen. Bei den Lokalisten sind 3 Prozent Mitglied, aber nur 1 Prozent ist auf der Plattform aktiv. Nicht in dieser Statistik vertreten ist studiVZ, was schon etwas merkwürdig ist. „Drei Viertel der Teenager bis 18 Jahre nutzen eine Online-Community, fast jeder Zweite ist sogar auf mehreren Plattformen gemeldet“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. „Es ist überraschend, wie wenige Karteileichen es gibt. 80 bis 90 Prozent der Accounts großer Plattformen werden aktiv genutzt.“
Deutsche Anbieter müssen höhere Standards einhalten
Mit Blick auf den Datenschutz hebt man beim BITKOM die Vorteile heimischer Social Networks hervor: „Gerade in puncto Datenschutz und Sicherheit haben deutsche Netzwerke oft viel zu bieten“, so BITKOM-Präsident Scheer. „Es gibt in Deutschland ein hohes Sicherheitsbewusstsein, höhere gesetzliche Standards als in vielen Ländern und zusätzlich Selbstverpflichtungen der Anbieter“, hob Scheer hervor. So sei der deutsche Marktführer SchülerVZ beispielsweise Unterzeichner des „Verhaltenskodex Web 2.0“ der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM). Die großen Plattformen aus Deutschland würden „mit besonderem Nachdruck“ Sorge tragen, „dass persönliche Daten von Kindern nur für deren Freunde sichtbar sind“, schreibt der Hightech-Verband. Zudem böten sie Beschwerde-Möglichkeiten bei Belästigungen. „Datenschutz und Sicherheit werden zunehmend wichtig im Wettbewerb der Anbieter“, erklärte der BITKOM-Präsident. „Eltern sollten mit ihren Kindern über die Erfahrungen im Netz sprechen“, rät er.
Auf diese Weise könnten Eltern merken, wenn ihre Kinder unter Druck gesetzt oder belästigt werden. „Kinder und Jugendliche sollten auch besonders sparsam mit privaten Infos im Netz umgehen.“ Die Datenschutzmöglichkeiten würden von einem Teil der User jedoch kaum genutzt, kritisiert der BITKOM.
Das Hauptproblem aller Mahnungen zu einem bewussteren und vorsichtigeren Umgang mit den eigenen Daten ist meiner Ansicht nach, dass wir heute einfach nicht wissen, wie sich Informationen über uns in der Zukunft auswirken werden. Aber gibt es ein besseres Argument, bewusst mit seiner Online-Identität umzugehen?