Social Media Relations (Rezension)

Geschrieben von am 01. Dezember 2010 in Kategorie Web 2.0

Web 2.0 und Soziale Netzwerke bedeuten für Unternehmen große Chancen, aber auch beträchtliche Risiken. PR und Marketing müssen sich auf die Veränderungen einstellen und irgendwie damit umgehen. Das Buch „Social Media Relations“ von Bernhard Jodeleit vermittelt kluge Einsichten aus der Sicht eines Praktikers.

Schon wer das Internet nur privat nutzt, kommt an Social Networks und anderen Ausprägungen des Web 2.0 kaum vorbei. Für Unternehmen und Organisationen gilt das erst recht. Bernhard Jodeleit zeigt in seinem „Leitfaden für erfolgreiche PR-Strategie und Öffentlichkeitsarbeit im Web 2.0“, so der Untertitel seines im dpunkt.verlag erschienenen Buchs „Social Media Relations“, aber auch, dass sich private Online-Aktivitäten von Mitarbeitern oft gar nicht von ihrer jeweiligen beruflichen Rolle trennen lassen. Und das kann gut sein.

„Die Medienwelt befindet sich im Wandel: Verlage stellen ihre Produkte neu auf, Journalisten denken um“, heißt es im Pressetext. „Diese Veränderungen gehen auch an Kommunikationsstrategien nicht spurlos vorüber. Autor Bernhard Jodeleit erläutert die neuen Marketing-Welten des Social Webs, die vor allem auf vielstimmige Kommunikation setzen. So wird der PR-Entscheider vom Solisten zum Dirigenten, der stets damit rechnen muss, dass Mitarbeiter ohne vorherige Absprache ihre Meinungen zu bestimmten Themen im Internet veröffentlichen.“

Sehr überzeugend plädiert Bernhard Jodeleit für eine gewisse Vermengung von beruflicher und privater Nutzung des Web 2.0. An Stellen wie dieser beweist sich der Autor als echter Internet-Kenner und gibt sich als Fan des Internets zu erkennen. Er betont die positiven Aspekte, ohne die Risiken zu vernachlässigen. Als Leser profitiert man vom sachlichen Stil des Buchs, das stark auf Wissensvermittlung ausgelegt ist.

„Lesenswert ist der Titel sowohl für Berufseinsteiger als auch für PR-Profis, die das Social Web als Chance erkannt haben und klassische mit neuen Erfolgsrezepten kombinieren möchten“, beschreibt der Verlag die Zielgruppen. Auf dem Buchrücken stehen unter „Leser“: Pressesprecher und -referenten, Leiter Unternehmenskommunikation, Public-Relations-Berater. Hinzufügen würde ich Freiberufler und Kleinunternehmer, die sich um PR in erster Linie selbst kümmern müssen. Dem eigenen Anspruch, in „Social Media Relations“ auch die Situation kleiner Unternehmen und Einzelkämpfer zu berücksichtigen, wird der Autor leider nicht über alle Kapitel hinweg gerecht. Manches wird doch zu einseitig mit Blick auf große Unternehmen behandelt.

Sehr gut gefällt mir dafür, dass der Autor seine Leser dabei nicht unnötig schont und ihnen eine komplexe Sicht zumutet, anstatt nur eine vereinfachte Sicht für Praktiker einzunehmen. Trotz vieler Beispiele, Tipps und Checklisten liest sich „Social Media Relations“ insgesamt mehr wie ein Lehrbuch als eine Anleitung. Die Dichte an Fachbegriffen ist hoch, sodass weniger mit dem Web 2.0 vertraute Leser trotz Glossar wohl eine anstrenge Lektüre vor sich haben. Die Mühe lohnt sich!

Sowieso ist „Social Media Relations“ keines dieser Bücher, das man in einer halben Woche ausgelesen hat. Man sollte sich ausreichend Zeit zur Reflexion nehmen, denn das Entscheidende passiert im Kopf des Lesers. Wer Social Media erfolgreich einsetzen möchte, benötigt viel Zeit zum Nachdenken und zum Vorbereiten von Entscheidungen. Die sich bietenden Möglichkeiten sind zahlreich. Niemand kann alles machen. Und nicht alles ist für jeden geeignet. Vor allem aber sollte Online-PR einer gut durchdachten Strategie folgen, die langfristig angelegt ist.

So erfrischend anspruchsvoll Bernhard Jodeleit die Wissensvermittlung angeht, so sehr hält er sich bei konkreten Empfehlungen zurück. Das ermöglicht ein direktes Nachmachen bzw. Ausprobieren mit überschaubarem Aufwand. Ein Corporate Blog auf Basis von WordPress, Twitter, XING und Facebook bilden die wichtigsten Säulen der eigenen Online-Aktivitäten und werden entsprechend ausführlich behandelt. „Social Media Relations“ ermutigt zu einem ambitionierten Herangehen an das Thema, wobei der Fokus jedoch auf das Machbare ausgerichtet ist.

Das wird besonders im zwölften Kapitel „Ihre Website als Herzstück“ deutlich, in dem Bernhard Jodeleit die eigene Website in den Mittelpunkt der Aktivitäten im Social Web stellt. Manch einen Leser dürfte dies überraschen, aber meiner Ansicht nach wird hier genau der richtige Ansatz verfolgt. Dank RSS lassen sich die Aktivitäten auf all den anderen Websites auf einfache Weise mit der Unternehmenswebsite verknüpfen. Dafür ist kein großer Relaunch verbunden, der viel Geld und eine lange Vorlaufzeit erfordern würde. Den entscheidenden Teil der Website kann man nachträglich in ein in die alte Website integriertes WordPress-Blog auslagern, um schnell und günstig fehlende Funktionen nachzurüsten. Ansonsten werden in diesem Kapitel ein Corporate Blog als Web-2.0-Website und ein Social Media Newsroom empfohlen.

FAZIT: Wer das Web 2.0 und insbesondere das Social Web ernsthaft in seine Öffentlichkeitsarbeit bzw. Kommunikationsstrategie einbeziehen möchte, erhält in diesem Buch von Bernhard Jodeleit einen sehr guten Einblick ins Thema. Trotz des hohen Anspruchs in „Social Media Relations“ verliert der Autor nicht das mit vertretbarem Aufwand Machbare aus den Augen. Am Ende ist der Leser sozusagen schlauer, als er sein muss, um Socia Media erfolgreich einzusetzen. Diese Extraportion Weitblick kann man sich nicht einfach erlesen, man muss sie sich erarbeiten. Zwischen dem Lesen der einzelnen Kapitel sollte man sich daher Zeit zum Nachdenken und Vertiefen nehmen. Die 29,90 Euro für das im dpunkt.verlag erschienene „Social Media Relations“ sind auf jeden Fall gut investiert.

Ähnliche Beiträge:

Tags : , , , , , , ,

0 Comments For This Post

1 Trackbacks For This Post

  1. Mehr Vielfalt bei Technologie, Medien und Telekommunikation | TechBanger.de says:

    […] Media bleibt hinter TV weit zurück “Social Media ist weiterhin ein Treiber für die TMT-Industrien. Es gewinnt nicht nur Nutzer hinzu, sondern noch […]