Dieser Artikel soll eine Entscheidungshilfe für den Smartphone-Lauf sein. Nach sehr gründlicher Überlegung hatte ich mich vor ein paar Wochen zum Kauf eines Nokia C6 entschieden und kann jetzt festhalten: Das war eine gute Entscheidung.
Das C6-00 von Nokia ist ein Mittelklasse-Smartphone mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich habe rund 235 Euro dafür ausgegeben, ein aktueller Preisvergleich auf idealo.de zeigt momentan Angebote ab etwa 220 Euro. Zu den wichtigsten Punkten aus der langen Liste an Ausstattungsmerkmalen gehören UMTS mit HSDPA (mit bis zu 3,6 MBit/s im Downstream), WLAN (IEEE 802.11 b/g), A-GPS und Bluetooth 2.0 + EDR.
Neue Premium-Smartphones haben hier mehr zu bieten, doch vor dem Handykauf sollte man seinen Bedarf genau prüfen. Auf n-WLAN kann man meines Erachtens derzeit noch gut verzichten, wenn es um die Internetnutzung auf dem Handy geht. Was den Seitenaufbau beim Websurfen angeht, bin ich mit der Geschwindigkeit zufrieden. Dauert es doch einmal länger, liegt es sicher nicht an der WLAN-Verbindung. Mehr als 3,6 MBit/s stehen bei der mobilen Internetnutzung meist eh nicht zur Verfügung, nicht einmal theoretisch (also vom Ausbaustand der jeweiligen Funkzelle her), womit die 3,6 MBit/s beim UMTS-Beschleuniger HSDPA ebenfalls völlig ausreichen. Noch wichtiger: So richtig Freude kommt bei der Web-Nutzung mit dem Mobiltelefon sowieso meist nur auf, wenn man für mobile Endgeräte angepasste Websites besucht. Dann halten sich die zu übertragenen Datenmengen jedoch sowieso in Grenzen, womit eine höhere Bandbreite kaum Vorteile bieten würde. Geht man mit Notebook oder Netbook über das Mobilfunknetz online, sieht die Sache anders aus, dann lohnt ein UMTS-Stick, der höhere Bandbreiten unterstützt.
Als Bildschirm kommt beim Nokia C6 ein resistives 3,2-Zoll-Display mit einer Auflösung von 640 mal 360 Bildpunkten zum Einsatz. Im Verhältnis zur Bildschirmgröße ist die Auflösung völlig ausreichend. Die Displayqualität ist insgesamt ansprechend, aber hier bieten andere Smartphones deutlich mehr. Die Super-AMOLED-Displays, die Samsung im Galaxy S und im Wave verwendet, lassen den Bildschirm des Nokia C6 blass aussehen. Was in der Praxis aber schwerer wiegt, sind die deutlichen Fingerabdrücke, die man auf dem Bildschirm des C6 hinterlässt und die tatsächlich die Sicht trüben.
Ob man sich heute noch für ein Smartphone mit resistivem Touchscreen entscheiden sollte, ist dagegen eine Frage, die man entsprechend seinen persönlichen Bedürfnissen entscheiden sollte. Im Gegensatz zu einem kapazitiven Touchscreen reichen bei einem resistivem Tochscreen keine bloßen Berührungen, sondern ist Druck erforderlich. Die Bedienung geht damit nicht so lässig und leicht von der Hand, wie man das von Oberklasse-Smartphones her kennt. Aber: Wer sich für das Nokia C6 entscheidet, wird sich ganz bewusst für ein Gerät mit physischer Volltastatur entscheiden. Wird ein großer Teil der Eingaben über die Tastatur erledigt, fallen die Nachteile des resistiven Touchscreens nicht so ins Gewicht.
Auf das C6 fiel meine Wahl gerade, weil ich auf physische Tasten nicht verzichten wollte. Natürlich lässt sich manches besser über den Touchscreen steuern, doch die Eingabe von Webadressen, das Schreiben von SMS und (erst recht) E-Mails gelingt mit echten Tasten deutlich besser. Außerdem muss der Bildschirm nicht so groß sein, wenn man seine Eingaben auf der QWERTZ-Tastatur vornehmen kann. Beim Tippen auf einem Touchscreen darf der Bildschirm nicht zu klein sein, wenn man halbwegs entspannt tippen möchte.
Die Tastatur des Nokia C6 ist hervorragend. Die in vier Reihen angeordneten Tasten sind schön groß und fühlen sich auch angenehm an. Rechts daneben sitzt eine Fünf-Wege-Taste, die die Bedienung zusätzlich stark erleichtert. Während ich bei den Android-Smartphones, die ich zunächst ins Auge gefasst hatte, nirgends deutsche Umlaute auf der virtuellen Tastatur gesehen habe, besitzt die Tastatur des C6 (typisch Nokia) eigene Tasten für deutsche Umlaute. Besonders für ein Volltastatur-Handy sind deutsche Umlaute wichtig, aber man sucht sie meistens vergeblich.
Über die 5-Megapixel-Kamera (mit LED-Blitz) kann ich noch nicht so viel sagen, weil ich sie erst relativ wenig genutzt habe. Daher nur ein Satz: Die Qualität von Fotos und Videos (maximal 640 mal 352 Pixel bei einer Framerate von 30 Bildern pro Sekunde) ist okay. Musik kann man mit dem Nokia C6 über den MP3-Player oder das UKW-Radio hören. Soll das Handy den MP3-Player ersetzen, muss man den mit 200 MB recht kleinen internen Speicher aufrüsten. Das ist mittels microSD-Karten einfach und preiswert möglich. Eine 2-GB-Speicherkarte gehört zum Lieferumfang, aber das Nokia C6 kann mit microSD-Karten von bis zu 16 GB verwendet werden.
Ja: Wechselbare Speicherkarten verwenden zu können, ist sogar bei Billighandys Standard. Andererseits: Weder beim iPhone noch bei Windows Phone 7 Smartphones können wechselbare Speicherkarten verwendet werden. Als Smartphone-Käufer sollte man sich fragen, ob man darauf verzichten möchte. Außerdem sollte man sich fragen, ob man sich vorschreiben lassen will, woher man seine Software beziehen kann. Apple und Microsoft erlauben nur den Download aus ihre eigenen App-Stores. Nokia bevormundet seine Kunden nicht auf diese Weise.
Für meine persönliche Wahl nicht entscheidend gewesen, aber ein Pluspunkt für alle aktuellen Smartphones von Nokia: kostenlose Navigation in mehr als 70 Ländern. Die Navigation über Ovi Karten erfordert keine Mobilfunkverbindungen, sondern ist komplett offline möglich. Wer ein Smartphone kauft, sollte eine Datenflatrate für sein Mobiltelefon buchen, das ist in zwischen für wenig Geld möglich. Aber die Flatrate gilt nur für das Inland. Das Navigieren im Ausland kann aufgrund von Roaming-Kosten so teuer werden, dass es billiger wäre, sich im Taxi herumfahren zu lassen.
Erhältlich ist das Nokia C6-00 in den Farben Schwarz und Weiß. Mit seinen Abmessungen von 113,4 mal 53 mal 16,8 Millimetern ist es nicht so groß wie viele andere Smartphones, was für meinen Geschmack ein Vorteil ist. Mit seinem Gewicht von gut 150 Gramm ist es jedoch ziemlich schwer. Überraschend schwer mit Blick auf sein Plastik-Gehäuse. Generell wird ein Kunststoffgehäuse in Tests negativ bewertet, doch das sollte man nicht unreflektiert verinnerlichen. Ich bin jedenfalls froh, nach meinem Nokia E71 mit Metallgehäuse wieder ein Mobiltelefon mit einem Kunststoffgehäuse zu besitzen, denn es fühlt sich deutlich angenehmer an als das kalte, harte Metall.
Metall kommt beim Nokia C6 jedoch zum Vorschein, wenn man die Tastatur seitlich herausschiebt. Der Schiebemechanismus wirkt stabil. Und ich mag das recht laute Klack-Geräusch beim Auf- und Zuschieben, das macht einen vertrauenserweckenden Eindruck.
Neben der bereits erwähnten microSD-Kartekarte (2 GB) gehören zum Lieferumfang des Nokia C6 ein Stereo-Headset (WH-102), ein Kompakt-Reiseladegerät (AC-15E), ein (nicht besonders informartives) gedrucktes Handbuch sowie ein Micro-USB-Datenkabel (CA-101D). „Micro“ gilt allerdings nicht nur für den Anschlusstyp, sondern auch für die Länge des Anschlusskabels. Das Kabel ist extrem kurz. Für mich spielt das keine Rolle, denn im Alltag ist mein C6 via Bluetooth mit meinem PC verbunden, aber ich hatte dennoch das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein.
Ständig ist zu lesen, wie schlecht angeblich das Betriebssystem Symbian sei. Ja, es hat seine Schwächen, bei einem Serie-60-Gerät (S60 Version 5.0, Symbian OS Version 9.4) ist das Betriebssystem nicht eben der fortschrittlichste Teil des Ganzen. Aber: Es läuft stabil und erfüllt sein Zweck. Dieses Symbian-Version kann vieles nicht, was iOS oder Android können, aber es funktioniert zuverlässig.
Richtig, das sollte selbstverständlich sein, doch nachdem ich die Gelegenheit hatte, mich mit dem Android-Spitzenmodell von Samsung, dem Galaxy S, intensiv zu beschäftigen, rückte ich von meiner zwischenzeitlichen Entscheidung für Android wieder ab. Android OS ist sehr interessant, aber ausgereift würde ich es nicht nennen. Mit kleinen Unzulänglichkeiten könnte ich leben, selbst mit mittelgroßen. Auf meine Situationsprofile hätte ich schweren Herzens ebenfalls verzichten können, vielleicht sogar auf die deutschen Umlaute. Doch dann stieß ich beim Samsung Galaxy S auf ein K.-o.-Kriterium: die Synchronisation mit Outlook. Andere Hersteller mögen bessere Lösungen als Samsung für den Datenabgleich eines Android-Smartphones mit Microsoft Outlook gefunden haben, aber generell gilt: Die lokale Synchronisation mit Outlook gehört nicht zu den Standardfähigkeiten eines Android-Smartphones.
Und was mit dem der Online-Synchronisation? Mal abgesehen von den Bedenken, die einem dabei kommen können, die Synchronisation über die Server von Google laufen zu lassen: Es müsste wenigstens für alle wichtigen Bereiche funktionieren! Nokia dagegen unterstützt die Outlook-Synchronisation gut und nicht zuletzt sehr zuverlässig. Das gab letztlich den Ausschlag, denn dieser Punkt war für mich „nicht verhandelbar“. Ein Smartphone muss sich mit Outlook synchronisieren lassen, aber das ist leider nicht selbstverständlich. Mich wundert sehr, dass dieses Thema in Testberichten im Zusammenhang mit Android OS so gut wie nie angesprochen wird.
FAZIT: Der günstige Preis hat mir meine Entscheidung für das Nokia C6 zwar erleichtert, doch selbst wenn Geld keine Rolle spielte, würde ich mich derzeit nicht für ein anderes Smartphone entscheiden. Spaßfaktor und Wow-Faktor sind beim C6-00 von Nokia zwar nicht gerade hoch. Dafür bekommt man für wenig Geld ein gut ausgestattetes Mobiltelefon, das alle Funktionen mitbringt, die man von einem aktuellen Mobiltelefon erwarten kann. Es sind nicht die Stärken als vielmehr der Mangel an Schwächen, die das Nokia C6 zu einer guten Wahl machen.
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