Am Dienstag wurde bekannt, dass das große US-TechBlog TechCrunch seinen Eigentümer wechselt. Gründer Michael Arrington wird das Blog mit all den dazu gehörenden Projekten an AOL übertragen – im Gegenzug wird er Gerüchten zufolge mindestens 25 Mio. US-Dollar damit verdienen. So manch einer wird jetzt bestimmt denken, dass sich mit dem Verkauf von Blogs, gutes Geld verdienen lässt.
Machen wir uns nichts vor: Die Zeiten, in denen man mit Blogs spielend einfach Geld verdienen konnte, sind schon lange vorüber. Dies trifft zumindest für Blogverkäufe zu, bei denen die Käufer richtig viel Geld eingesackt haben. Im Grunde war diese Zeit nur sehr kurz: Blogs waren gerade schwer in Mode und ein paar US-Zeitungsverlage haben es sich nicht nehmen lassen, starke Blogs für viel Geld zu kaufen, um anschließend deren Stammleserschaft zu übernehmen.
Doch schon kurz darauf wurde deutlich, dass ein Blog mehr als nur eine Webplattform ist. Es kommt nie darauf an, wie ein Blog aussieht oder heißt – vielmehr ist entscheidend, wer sich dahinter versteckt. Die US-Zeitungsverlage hatten ihre Lektion gelernt und die Blogs mussten an Wert ordentlich einbußen. In Deutschland gab es ohnehin keine nennenswerten Transfers. Eine der größten Coups dürfte Robert Basic gelandet haben. Soweit ich mich erinnere, hat er gut 40.000 Euro mit dem Verkauf seines Blogs gemacht. Einige Leute rechneten wohl mit einer höheren Summe, doch alles in allem dürfte Basic einen guten Deal gemacht haben.
Der Verkauf von TechCrunch, bei dem es um einen zunächst sehr hoch wirkenden Betrag geht, ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Mit einem typischen Blog hat TechCrunch nichts zu tun. Zwar mögen die einzelnen Websits mit WordPress betrieben werden, doch im Wesentlichen war es das auch schon. Genau genommen ist TechCrunch schon seit langer Zeit ein klassisches Medienunternehmen. Schließlich verfügt das Unternehmen über eine beachtenswerte Redaktion. Die Mitarbeiter produzieren fleißig Texte und sind zudem gut verdrahtet, um schnell an aktuelle Informationen zu gelangen – mit klassischem Bloggen hat diese Art des Publishings nicht zu tun. Kleine Blogger sollten sich daher keine allzu großen Hoffnungen machen, ihre eigenen Blog-Projekte eines Tages zu ähnlich hohen Preisen veräußern zu können.
Ein Kopieren von TechCrunch wäre in Deutschland übrigens auch nicht möglich. Meedia hat hierzu einem wirklich tollen Beitrag veröffentlicht und nennt gleich fünf Gründe, weshalb ein solches Projekt auf dem deutschen Markt keine Chance hätte.
Oktober 1st, 2010 at 15:52
Ja, ein Blog lebt ganz wesentlich von seinem/seinen Bloggern. Genau deshalb hat die TechCrunch-Übernahme durch AOL auch gute Chancen, denn Macher bleiben die nächsten Jahre ja mit an Bord. Das ist der richtige Weg.
Einfach nur Blogs zu kaufen, ist nicht sinnvoll für Medienunternehmen. Für vielversprechend halte ich jedoch einen Einstieg, bei dem der Blogger einen Anteil an seinem Blog behält. Dem Medienunternehmen bringt die alleinige Kontrolle sowieso kaum etwas. Für den Zugang zu Nutzern/Zielgruppen braucht es keine Mehrheitsbeteiligung.
Bei AOL sieht die Sache noch etwas anders aus. AOL baut schon seit Jahren ein Blognetzwerk auf, das immer größer wird. Für ein klassisches Medienunternehmen lohnt sich der Einstieg eher aus strategischen Gründen.