Das Web 2.0 hat die Machtverhältnisse zwischen Unternehmen und Kunden verändert. Richtig genutzt kann der Wunsch nach Einflussnahme seitens der Verbraucher jedoch sehr nützlich für die Firmen sein. Viele Internetnutzer wollen sich bei der Entwicklung von Produkten einbringen, ergibt eine neue Studie.
Konsumenten galten früher als passiv, doch das Internet hat nicht nur die Machtverhältnisse verschoben, viele Verbraucher möchten sich aktiv an der Entwicklung neuer Produkte beteiligen. Das geht aus einer Erhebung der ARIS Umfrageforschung für den BITKOM hervor. Mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Internetnutzer in Deutschland wollen in die Produktentwicklung eingebunden werden.
„Das Internet macht Konsumenten zu Co-Produzenten“, kommentierte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer das Ergebnis. „Das Web gibt Verbrauchern nicht nur wertvolle Entscheidungshilfen an die Hand, es ermöglicht auch eine direkte Mitarbeit an der Produktentwicklung. Hiervon können Hersteller und Verbraucher gleichermaßen profitieren.“
Wie zu erwarten: Besonders die jungen Nutzer möchten Einfluss nehmen auf ihre bevorzugten Produkte. Der oben genannte Durchschnittswert von 21 Prozent wird in der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren deutlich übertroffen: 28 Prozent möchten sich beteiligen. „Gerade die junge Generation will als Verbraucher mitreden, und die Anbieter sollten diese Chance nutzen“, betont BITKOM-Präsident Scheer.
Von den Befragten im Alter zwischen 30 und 49 Jahren möchte sich immerhin jeder Vierte (25 Prozent) an der Entwicklung von Produkten beteiligen. Bei den Menschen ab 50 ist es nur noch jeder Zehnte (10 Prozent).
„Engagierte Kunden haben oft gute Ideen, wie Produkte und Dienste noch besser werden können“, erläutert Scheer. Als Beispiel wird der Kleinwagen Fiat Cinquecento angeführt. Fans der Marke hatten die Möglichkeit, über das Internet an der Entwicklung des Designs mitzuwirken; eine sechsstellige Anzahl von Menschen machte mit. Bei Porsche und Jaguar können sich die potenziellen Käufer ebenfalls aktiv einbringen.
„Das Verhältnis von Unternehmen und Kunden ändert sich durch das Internet grundlegend“, erklärt Scheer. „Käufer können sich dank vieler Preisvergleichs- und Verbraucherportale besser informieren. Gleichzeitig können sie über Produktbewertungen und eigene Entwicklungsideen zum Angebot an Waren und Dienstleistungen beitragen. Die Einbindung der Kunden führt zu einer erhöhten Innovationsgeschwindigkeit in den Unternehmen und sollte auch deshalb von den Firmen im Sinne des Enterprise 2.0 aktiv gefördert werden.“
Die Initiative geht jedoch nicht immer von den Unternehmen aus. Oft müssen Unternehmen auf Entwicklungen im Web 2.0 reagieren, die Meinungshoheit liegt längst nicht mehr bei ihnen. Proteste einzelner Verbraucher können unter Umständen schnell ein bedrohliches Ausmaß erreichen. Zurückhaltung im Web 2.0 ist deshalb keine gute Idee, es ist besser, die Initiative selbst zu ergreifen, anstatt nur zu reagieren. Präsent sind Firmen sowie ihre Marken und Produkte sowieso, ob sie es wollen oder nicht. Da ist es besser, bei Zeiten eine Online-Strategie zu entwickeln und die Konsumenten als Partner wahrzunehmen.
Habt Ihr Euch schon aktiv eingebracht bzw. vermisst Ihr Mitwirkungsmöglichkeiten?