In den nächsten Jahren werde Paid Content einen wesentlichen Teil der Einnahmen für Zeitungen ausmachen, glauben die deutschen Zeitungsverleger. Das hat eine Studie im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger ergeben. Eine Mehrheit der Zeitungshäuser bietet online bereits gegen Bezahlung digitale Inhalte an.
Journalistische Inhalte allein mit Werbung zu finanzieren, funktioniert für die Zeitungsbranche bisher nicht. Die Zeit drängt, sich etwas einfallen zu lassen, endlich funktionierende Geschäftsmodelle zu finden. Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Paid Content als Wunschtraum oder gescheiterter Versuch. Inzwischen hat sich die Einschätzung wieder geändert, zumindest auf Seiten der Anbieter von Inhalten. Nicht nur der umstrittene Medienzar Rupert Murdoch macht sich öffentlich für das Bezahlen von journalistischen Inhalten stark.
Eine im Januar im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) von der Verlagsberaterin Katja Riefler und dem Medienwissenschaftler und Strategieberater Robin Meyer-Lucht durchgeführte Befragung von Entscheidern in 124 deutschen Zeitungshäusern belegt die großen Erwartungen an Bezahlinhalte. „Danach rechnet jedes fünfte Haus damit, dass in den kommenden drei Jahren aus Paid Content bis zu 40 Prozent des Umsatzes mit digitalen Medien erwirtschaftet wird. Weitere 35 Prozent erwarten bis zu 15 Prozent Umsatzanteil“, informiert der BDZV in einer aktuellen Pressemitteilung.
„Die Tendenz ist eindeutig, die Verlage glauben an Bezahlinhalte im Netz und auf mobilen Endgeräten“, resümiert Katja Riefler. Die Zahlungsbereitschaft der User für exklusive Inhalte werde nämlich deutlich unterschätzt. Dazu passen Ergebnisse einer anderen Studie, über die der BITKOM zum Wochenanfang informierte.
Stattliche 39 Prozent der Internetnutzer in Deutschland würden Geld für Qualitätsjournalismus ausgeben, wenn keine guten journalistischen Inhalte mehr umsonst zu bekommen wären. „Dieses Potenzial sollte erschlossen werden“, gab sich BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer entschlossen und stellte fest: „Verlage und Portale stehen vor der Herausforderung, mit intelligenten Geschäftsmodellen eine Bezahl-Kultur auch für redaktionelle Inhalte aufzubauen. In anderen Bereichen – von Klingeltönen bis hin zu wissenschaftlichen Datenbanken – ist es gang und gäbe, im Internet Geld zu bezahlen. Es sollte den Verlagen gelingen, mit dem Verkauf einzelner Artikel, Online-Abos und Flatrates ein zweites finanzielles Standbein für Qualitätsjournalismus im Internet zu schaffen.“
Den Staat wünschen sich die meisten Befragten an dieser Stelle nicht in einer aktiven Rolle. Nur 19 Prozent sprachen sich für eine Kultur-Flatrate aus, bei den Internetnutzern waren es mit 26 Prozent etwas mehr.
Bei Paid Content nicht alleine journalistische Inhalte zu betrachten, sondern eben auch die Bereiche, in denen die Zahlungsbereitschaft schon viel höher ist, halte ich für richtig. Dennoch ist der hohe Wert von 39 Prozent Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte eher irreführend als zielführend. An der Akzeptanz der Nutzer muss noch viel „gearbeitet“ werden. turi2.de titelte dazu: „Bitkom erträumt sich Zahlungsbereitschaft für Webinhalte.“
Was meint Ihr: Wandelt sich die Einstellung zu Paid Content gerade? Wie steht es um Eure Zahlungsbereitschaft für journalistische Onlineinhalte?