Heute werden die ersten iPad-Käufer den neuen Tablet-Computer von Apple aus dem Laden in ihr Leben holen. Mit dem Verkaufsstart des iPad in den USA beginnt ein großes Experiment, dessen Ausgang ungewiss ist: Brauchen bzw. wollen wir Tablet-Computer? Das ist die eigentliche Frage, die über den Erfolg des iPad entscheiden wird.
Tablet-Computer sind nicht neu, aber seit Steve Jobs im Januar das iPad der Öffentlichkeit präsentierte, wird man beim Verfolgen der unzähligen Berichte über das neue Wunder-Produkt den Eindruck manchmal nicht los, dass zumindest die halbe Welt nur darauf gewartet hat, endlich einen Tablet-Rechner nutzen zu können.
Dem Erfolg der frühen Tablet-Rechner stand schon die Hardware im Weg. Inzwischen hat der technische Fortschritt die Voraussetzungen geschaffen, damit es 2010 zum Durchbruch für diese Geräteklasse kommen kann. Akkulaufzeit und Touchscreen-Technik sind diesbezüglich zwei wesentliche Punkte. WLAN und UMTS in Verbindung mit bezahlbaren Datentarifen sind weitere Faktoren, die heute die Basis für einen Erfolg von Tablet-Computern sein können. Eine attraktive Auswahl an Anwendungen und Inhalten ist ebenfalls verfügbar.
Nicht zuletzt hat sich in den letzten zehn Jahren die Gesellschaft verändert. Internet und digitale Medien sind für weite Teile der Bevölkerung fester Bestandteil des Alltags geworden, das betrifft nicht nur Digital Natives und Gadget Fans. Das ist nicht bloß eine Frage von Kompetenzen, sondern viel stärker eine Frage der Einstellung. Deshalb kommt es für den Erfolg des iPad eben nicht nur darauf an, ob Tablet-Computer überhaupt eine „sinnvolle Geräteklasse“ darstellen.
Die Konsumenten kaufen nicht das, was sie brauchen, sondern das, was sie haben möchten. Apples Stärke bei Marketing und PR kommt deshalb der ganzen Branche zugute, wenn der Konzern ein Bedürfnis nach Tablet-Computern erzeugt, das vorher kaum wahrnehmbar gering war.
Mich hat der iPad Hype schon nach ein paar Tagen genervt, durch die Flut an iPad News, die seit Ende Januar durch das Netz schwappt und nicht aufhört, hat sich das nicht gebessert. Gleichzeitig bin ich inzwischen noch viel stärker von den positiven Wirkungen des iPad Hypes überzeugt als im Januar. Mobile Endgeräte zur Medien- und Internetnutzung finden so schneller Verbreitung.
Ich bewundere, wie Apple es schafft, Bedürfnisse zu wecken. Ab heute wird sich zeigen, ob das iPad diese Bedürfnisse zu befriedigen vermag. Gegen das iPad lässt sich vieles sagen: kein Flash, keine Kamera, kein Multitasking, kein austauschbarer Akku usw. Am schwersten wiegt aus meiner Sicht die Bevormundung durch Apple bei der Software, die auf dem iPad installiert werden darf. Apple entscheidet, welche Programme man auf seinem Gerät nutzen darf und welche nicht.
Nichts davon muss einem Erfolg des iPad entgegenstehen. Die meisten Argumente der Kritiker treffen ebenso auf iPhone und iPod Touch zu, mit denen Apple sehr erfolgreich ist. Ab heute muss sich das iPad beim Kunden bewähren und an diesem Punkt ist es dann doch von Bedeutung, wie nützlich ein Tablet-Computer ist. Von den Erfahrungen der iPad User in den kommenden Wochen, die sie im Internet mit der Öffentlichkeit teilen, hängt das weitere Schicksal des neuen Apple-Produkts ab.
Meine Prognose: Apple wird es mit dem iPad gelingen, die Produktkategorie Tablet-Computer endlich im Markt zu etablieren. Apple und ein paar andere Hardwarehersteller werden recht gut daran verdienen. Die Revolution wird allerdings ausbleiben. Tablets bleiben zumindest in den nächsten Jahren ein Nischenprodukt.
Wie seht Ihr das? Werden Tablet-Computer bald so verbreitet sein wie Notebooks oder Smartphones?