Es war abzusehen, dass die chinesische Regierung nicht einlenken wird bzw. sie sich mit einer Aufhebung der Zensur von Google nicht einverstanden erklärt. Am Samstag hatte Li Yizhong – der chinesische Minister für Industrie- und Informationstechnologie – eine Warnung ausgesprochen. Der Politiker wies darauf hin, dass sich Google an die geltenden Gesetze zu halten hat und deshalb eine Lockerung oder Abweichung von den Zensurmaßnahmen entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Aufgrund dieses eindeutigen Statements der chinesischen Regierung deuten alle Anzeichen darauf hin, dass sich Google vom chinesischen Markt zurückziehen wird. Wie die „Financial Times“ erfahren haben will, sei der Rückzug von Google zu 99,9 Prozent sicher. Pläne für den Rückzug seien bereits ausgearbeitet.
Wie bei Stefan Jung lesen ist, wird sich Google allerdings nicht vollständig vom chinesischen Markt zurückziehen. Zwar soll die Websuche komplett dicht gemacht werden (Verkauf oder Minderheitsbeteiligung seinen ausgeschlossen), doch andere Geschäftsbereiche sollen weiterhin betrieben werden. Hierzu zählt beispielsweise die Unterstützung von chinesischen Unternehmen bei der Onlinewerbung in ausländischen Märkten. Ein ganz interessanter Punkt ist auch der Schutz der eigenen Mitarbeiter. Google soll nach Lösungen suchen, seine chinesischen Mitarbeiter zu schützen – es besteht Angst, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt von der Regierung unter Druck gesetzt werden.
Alles in allem dürfte Google der Rückzug aus China dennoch nicht ungelegen kommen. In zahlreichen Blogs wurde bereits über den ausbleibenden Erfolg des China-Engagements berichtet. Denn anders als in den USA oder in Europa kommt das erfolgsverwöhnte Unternehmen auf keinen so hohen Marktanteil. In China ist Google nicht die Nummer eins: Bei der Websuche gibt Konkurrent Baidu weiterhin den Ton an. Der Marktanteil von Google liegt bei ungefähr 30 Prozent.