Cloud Computing ist das große IT-Thema dieses Jahr, sagt der Branchenverband BITKOM unter Bezug auf eine Umfrage in der ITK-Branche. Mobiles Internet und IT-Sicherheit folgen als weitere Top-Themen 2010 auf den Plätzen zwei und drei, E-Energy sowie Web 2.0-Prinzipien im Unternehmen werden in der Branche ebenfalls hohe Bedeutung beigemessen.
Ob das wirklich die Top-Themen 2010 sind, ein wichtiges Thema fehlt oder die Rangfolge zumindest eine ganz andere ist, sei dahingestellt. Doch alle fünf Themen werden die Entwicklung bei Informationstechnik und Telekommunikation 2010 prägen, was nicht alleine für Leute aus der Branche, sondern für jeden von uns als Nutzer sowie auf das Leben in unserer Gesellschaft Auswirkungen haben wird.
Trend 1: Cloud Computing und Virtualisierung
Der Begriff Cloud Computing ähnelt selbst einer schwer greifbaren und nicht leicht durchschaubaren Wolke, aber dass der einzelne Computer und dessen individuelle Leistungsfähigkeit in den Hintergrund rücken, weil immer mehr online passiert, erleben wir bereits; Rechenkapazität, Speicherplatz und Anwendungen werden mehr und mehr über das Netz genutzt. „Cloud Computing ist kostengünstiger, weil Unternehmen nicht sämtliche IT-Ressourcen vorhalten müssen, sondern je nach Bedarf online darauf zugreifen können“, stellt BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer heraus. Cloud Computing bringt Flexibilität. Dem Wunsch nach Kostensenkung und Leistungssteigerung in einem trägt die Virtualisierung Rechnung, weil einzelne Computer und ganze Rechenzentren besser ausgenutzt werden können.
Trend 2: Mobiles Internet
Bereits 2009 sorgte die größere Verbreitung von Smartphones zusammen mit sinkenden Preisen bei den Datentarifen der Mobilfunkprovider dafür, dass die mobile Internetnutzung aus ihrer Nische heraus kam, aber ganz alltäglich ist die Nutzung des Internets abseits von Arbeitsplatz und Wohnung noch nicht, was sich aber bald ändern könnte. Jedes fünfte in Deutschland verkaufte Handy wird 2010 vermutlich bereits ein Smartphone sein, das entspricht ca. 5,6 Millionen Telefonen, die bestens auf die mobile Internetnutzung vorbereitet sind. Handysoftware gab es schon früher, doch seit die Programme Apps heißen sowie einfach, bequem und sicher zu kaufen sind, geben die Menschen erstaunlich viel Geld für Software aus.
Für mich als überzeugtem Paid Content Fan keine Überraschung: In Form von Apps wird sogar für Inhalte von Verlagen bezahlt. Gestern verwies die Axel Springer AG in einer Pressemitteilung stolz auf mehr als 100.000 verkaufte Apps für BILD und WELT. Dabei sind erst rund 800.000 iPhone in Deutschland verkauft worden. Je mehr Smartphones im Umlauf sind, desto größer wird der Markt für Apps. Andere Softwareplattformen wie Android können ebenfalls schon ein vielfältiges Angebot an Apps vorweisen.
Trend 3: IT-Sicherheit
Hier liegt eine Gefahr für die Branche, denn um angesichts von um sich greifender Datensammelwut und Datenskandalen verunsichert zu sein, muss man nicht viel von Computern verstehen. Mit IT-Outsourcing und Cloud Computing gewinnen Datensicherheit und Datenschutz an Bedeutung. Mobile Geräte sorgen für weitere Risiken, denken wir nur an einen Manager, der sein Firmennotebook unterwegs verliert. Verschlüsselung und sichere Passwörter sind kein Luxus! „Der Datenschutz ist zu einem gesellschaftlichen Top-Thema geworden“, mahnt Scheer. „Die IT-Anbieter stellen für die Speicherung und den sicheren Umgang mit Daten von Kunden, Beschäftigten und Bürgern intelligente Lösungen bereit, die stärker eingesetzt werden sollten.“ Computerkriminalität und Wirtschaftsspionage dürfen nicht vernachlässigt werden.
Trend 4: E-Energy
Die Begriffe E-Energy und Smart Grids werden wir 2010 öfter hören. „Viele IT-Anbieter steigen derzeit in diesen neuen Markt ein oder haben konkrete Pläne dafür“, sagt Scheer. Besonders für Ausbau bei den erneuerbaren Energien kommt dem Thema Bedeutung zu. Der BITKOM schreibt dazu im Pressetext: „Mit intelligenten Energienetzen (Smart Grids) kann die Energieversorgung optimiert werden. Stromangebot und -nachfrage können mit IT besser abgeglichen werden, Lastspitzen werden abgebaut. Durch elektronische Stromzähler (Smart Meter) bekommen Privathaushalte zudem mehr Transparenz über ihren Stromverbrauch. Smart Meter können tagesaktuell ausgelesen und der individuelle Verbrauch monatlich abgerechnet werden. Seit Januar 2010 müssen in Neubauten und bei grundlegenden Renovierungen intelligente Stromzähler installiert werden.“
Trend 5: Enterprise 2.0
Die Prinzipien des Web 2.0 spielen mit dem Einzug firmeninterner Blogs, Foren, Wikis und Microblogs in immer mehr Organisationen eine stärkere Rolle. Im vorigen Jahr hielten sich viele Unternehmen im Web 2.0 noch zurück, aber um eine Auseinandersetzung mit dem Thema Social Media kommt man oft gar nicht mehr herum. Ich habe eine ganze Weile gegrübelt, was uns die Überschrift der gestrigen Presseinformation der IDC Central Europe GmbH sagen möchte: „Soziale Netzerke im Web 2.0 Zeitalter: Notwendiges Übel oder unvermeidbare Notwendigkeit“ ist sie überschrieben. Zunächst einmal sind beide Sichtweisen negativ geprägt. Aber egal, wie man es wendet, dem Web 2.0 müssen sich die Unternehmen stellen, selbst wenn sie intern in der Nutzung von Web 2.0-Techniken gar keine Vorteile sehen.
Betont werden die Risiken, die durch zur Unternehmenskultur passende Richtlinien minimiert werden sollten. „Dass soziale Netzwerke eine Herausforderung in Bezug auf traditionelle und hierarchische Unternehmensabläufe sind, darüber herrscht kein Zweifel. Social Media-Richtlinien funktionieren daher am besten, wenn sie dem Nutzerverhalten der Mitarbeiter entgegenkommen und es nicht einschränken“, heißt es in der Presseinfo. Komplexe Regeln sowie komplizierte Vorschriften hätten jedoch einen negativen Effekt; die Mitarbeiter sollten bei der Aufstellung von Social Media-Richtlinien einbezogen werden.
Für Marketing und PR werden von vielen Unternehmen die Chancen von Social Media wahrgenommen, aber beunruhigt ist man laut IDC Central Europe in vielen Chefetagen darüber, was die eigenen Leute privat im Web 2.0 tun, in Blogs, Sozialen Netzwerken und ihren Accounts bei Microblogging-Diensten. Privates und berufliches Leben vermischt sich bis zu einem gewissen Grad im Social Web, ergab eine IDC-Umfrage in den USA. Das passt zu einer BITKOM-Umfrage, nach der die Trennung von Privatleben und Arbeitswelt zum Auslaufmodell werden könnte. Ob mit Blick auf die Chancen oder mit Blick auf die Risiken, ignorieren darf man Social Media 2010 nicht mehr.
Welche Themen werden Eurer Meinung nach die Entwicklung im Jahr 2010 prägen?