Bevor das Jahr 2010 anbricht, schauen wir kurz zurück auf die großen Veränderungen, die uns Internet und Handy zwischen 2000 und 2010 gebracht haben. Unsere Gesellschaft mag uns nicht besonders fortschrittlich in technischen Dingen erscheinen, aber wenn wir innehalten, wird uns bewusst, wie sehr sich innerhalb von zehn Jahren vieles verändert hat.
„Die Jahre 2000 bis 2009 werden als Digitale Dekade in die Geschichtsbücher eingehen“, formuliert es BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer in großen Worten. „Viele Dinge, die heute selbstverständlich sind, gab es vor zehn Jahren bestenfalls als Idee in den Köpfen der Forscher und in den Labors der Ingenieure.“ Als Beispiele zählt der BITKOM in seinem Pressetext „die offene Enzyklopädie Wikipedia, Foto-Handys, HDTV, iTunes und iPhone, Internet-Telefonie, Podcasts, Blogs, die Datenturbos UMTS und DSL, Online-Communitys wie Facebook, StudiVZ und Xing sowie Foto- und Video-Portale wie Flickr und Youtube“ auf.
Unseren Stammlesern wird es wie mir gehen: Ich hatte bereits vor dem Jahr 2000 ein digitales Leben, mein erstes Modem (für den C64) nutzte ich seit 1989, mit DSL-Geschwindigkeit bin ich immerhin seit 1999 unterwegs. Doch gerade Menschen wie uns sollte bewusst sein, wie sehr sich das Leben in unserer Gesellschaft durch diese technischen Entwicklungen verändert hat, auch wenn es noch erschreckend viele Menschen gibt, die mit den wenigsten der genannten Begriffe etwas anfangen können. Als ich Mitte der 90er mit meinem ersten Handy telefonierte, haben die Leute noch geguckt oder Kommentare abgegeben. Heute ist man ein Außenseiter, wenn man kein Handy besitzt und keinen Internetzugang hat. „Die Zahl der Internet-Nutzer in Deutschland ist von 9,4 Millionen Ende 1999 bis auf 53 Millionen Ende 2009 gewachsen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Mobilfunk-Anschlüsse in Deutschland von 23,5 auf 110 Millionen“, weiß der BITKOM.
Scheer: „Die Branche hat ihre Ankündigungen aus den neunziger Jahren in der Digitalen Dekade nicht nur wahr gemacht, sie hatte auch zahlreiche positive Überraschungen parat.“ Die Veränderungen durch die Entwicklung des Internets können wir in unserem Wortschatz beobachten: „von googeln bis twittern, chatten bis bloggen – vor zehn Jahren gab es diese heute geläufigen Begriffe nicht. Zum Einkauf geht man heute in den Web-Shop, Überweisungen macht man per Online-Banking, einen Brief schickt man als E-Mail„, heißt es seitens des Verbands. Einiges davon gab es schon vor dem Jahr 2000, aber die meisten Menschen konnten damit nichts anfangen oder erklärten einem voller Überzeugung, was für ein Quatsch das sei. Die „Internet-Ausdrucker“ besaßen noch nicht einmal einen Drucker, sag ich mal.
Inzwischen sind viele Nutzer nicht mehr nur Konsumenten, sondern aktive Nutzer, die selbst Inhalte beisteuern. Scheer: „Mindestens jeder zweite Surfer veröffentlicht im Web 2.0 Meinungen und Details aus seinem Leben oder hat ein Profil in einer der zahlreichen Communitys.“ Den verantwortungsvollen Umgang damit müssen viele Menschen jedoch noch lernen, denke ich. Irgendwo zwischen Ignoranz und Leichtsinn auf der einen Seite sowie Panikmache und Reputationsmanagement auf der anderen sollten wir ein neues Verständnis von Privatsphäre erarbeiten, mit dem Chancen und Risiken des Social Web in eine gesunde Balance gebracht werden können.
„In den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends ist das Internet mobil und interaktiv geworden“, resümiert Scheer. „Das sind die wichtigsten Errungenschaften, auf denen wir in den kommenden Jahren aufbauen.“ Beim mobilen Internetzugriff stehen wir noch ziemlich am Anfang, Smartphones und Netbooks sind zusammen mit bezahlbaren mobilen Datentarifen erst seit kurzem dabei, große Teile der Bevölkerung zu erreichen. Ich bin sehr gespannt, wie die jederzeitige Zugriffsmöglichkeit auf das Internet unser Leben verändern wird.
Laut einer BITKOM-Studie können sich 55 % der Menschen in Deutschland ihr Leben nicht mehr ohne das Internet vorstellen. Vor zehn Jahren hätte man diese Frage so nicht mal stellen können. „Das Web ist keine virtuelle Nebenwelt mehr, es hat den Lebensstil vieler Menschen verändert“, unterstreicht BITKOM-Präsident Scheer. Die 55 % beziehen sich dabei auf die Gesamtbevölkerung, Jugendliche und junge Erwachsene kommen bei der Frage sogar auf einen Wert von 84 %. Das Handy ist in der Gruppe der Unter-30-Jährigen sogar noch beliebter, denn 97 % finden ein Leben ohne Handy undenkbar. Das dürfte dafür sprechen, dass der Internetzugriff mit dem Handy bald ganz alltäglich sein wird.
Das Internet durchdringt heute schon zahlreiche Lebensbereiche. Ob Produktsuche oder Partnersuche im privaten Lebensbereich oder Vertrieb und Kommunikation im Geschäftsleben, das Internet spielt eine wichtige Rolle. „Die unternehmensübergreifende Verzahnung von Geschäftsprozessen ist ein wesentlicher Fortschritt, den das Internet im Business-Bereich gebracht hat“, so Prof. Scheer. „Immer mehr Gegenstände und Geräte werden künftig Internet-Technologie enthalten und miteinander kommunizieren“, so Scheer an anderer Stelle in der Presseinfo. „Das gilt für Wirtschaft wie Privathaushalte.“
Meint Ihr, die Entwicklung wird in den nächsten zehn Jahren ähnlich schnell verlaufen oder sogar noch schneller? Oder sind wir bereits an einem Punkt, an dem zu viele Menschen nicht mehr mitkommen können oder wollen?