Der international agierende US-Konzern Liberty Global übernimmt den deutschen Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Der Einstieg von Liberty Global in den deutschen Markt wird die Telekommunikationsunternehmen besonders im Bereich schneller Internetzugänge weiter unter Druck setzen, denn die Kabelnetzbetreiber bieten oft mehr Bandbreite für weniger Geld.
Nun ist es John Malone, dem Boss von Liberty Global, doch noch gelungen, groß in den deutschen Kabelmarkt einzusteigen, wenn auch in deutlich geringerem Umfang als beim ersten Anlauf. Im Jahr 2002 scheiterte er am Bundeskartellamt bei seinem Versuch, der Deutschen Telekom ihr gesamtes deutsches Kabelnetz abzukaufen. Inzwischen befinden sich alle großen Kabelnetzbetreiber in Deutschland in der Hand von Finanzinvestoren. Mit Unitymedia geht der erste der großen Kabelnetzbetreiber an ein Unternehmen aus der Branche. Liberty Global mit Hauptsitz in Englewood, Colorado ist nicht nur ein internationaler Medienkonzern, sondern einer der größten Kabelnetzbetreiber der Welt.
Die Übernahme des zweitgrößten deutschen Kabelnetzbetreibers wird Auswirkungen haben. Die Nummer eins (Kabel Deutschland) und die Nummer drei (Kabel BW) im deutschen Kabelmarkt setzt der Deal allerdings nicht unter Druck, dafür aber Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica. Im Gegensatz zum DSL-Markt sind die Kabelnetzbetreiber nicht im Gebiet der jeweils anderen Kabelanbieter aktiv. Jeder vermarktet seine eigenen Kabelanschlüsse. Unitymedia gehören (die meisten der) Kabelanschlüsse in Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Es ist noch nicht lange her, dass die Kabelnetzbetreiber sich ernsthaft beim Thema Triple-Play engagieren. Doch die Bündelangebote aus digitalem Kabelanschluss, Telefonanschluss und schnellem Internetzugang werden inzwischen zu vergleichsweise niedrigen Preisen angeboten. Durch viel Aktivität beim Netzausbau unterbieten Unitymedia, Kabel Deutschland und Kabel BW nicht mehr nur preislich die DSL-Provider, sondern überbieten sie bei den verfügbaren Bandbreiten. Sogar die schnellen VDSL-Anschlüsse, die inzwischen neben der Deutschen Telekom auch 1&1 und HanseNet (Alice) vermarkten, können da nicht mithalten.
Internet über den Kabelanschluss ist an vielen Orten schon mit höheren Bandbreiten als den maximal möglichen 50 MBit/s von VDSL zu bekommen. Unitymedia bietet ersten Kunden inzwischen 120 MBit/s im Downstream an. Kabelinternet ist nicht nur schneller als VDSL, Tests bis 380 MBit/s wurden bereits durchgeführt, die Kabelnetzbetreiber gehen sozusagen großflächig in die Offensive. Nicht nur in Großstädten, sondern sogar in den ländlichen Gebieten baut Unitymedia sein Kabelnetz für Triple-Play aus. Finanzinvestoren gelten mehr als Verwalter, dennoch hatte sich in letzter Zeit viel getan bei Unitymedia. Mit der Übernahme durch Liberty Global wird sich der Wettbewerb im Internetzugangsgeschäft weiter verschärfen.
Was meint Ihr, wie werden die Telekommunikationsunternehmen reagieren? Werden sie in erster Linie mit niedrigeren Preisen im Triple-Play-Segment um Kunden werben oder in den VDSL-Netzausbau investieren?