Wie wäre das: Digitale Leseproben von Büchern von einem interaktiven Plakat bekommen, wenn man gerade auf Bus oder Bahn wartet? Der Außenwerbungsriese Ströer testet gemeinsam mit buchreport eine neue Werbeform für das Buchmarketing, bei der via Bluetooth Leseproben kostenlos auf Handys geladen werden.
In der Außenwerbung wird längst nicht mehr nur Papier auf Plakatwände geklebt. Jaroslav Zajicek, Leiter strategisches Marketing bei Ströer erläutert: „Unsere interaktiven City-Light-Poster gibt es seit 2008. Seitdem wurde ein Bluetooth-City-Netz an 300 der meist frequentierten Nahverkehrsstationen aufgebaut. Nachdem Tests mit Downloads von Musik und Film-Trailern erfolgreich waren, zeigen wir jetzt, welche Möglichkeiten interaktive Außenwerbung für das Marketing von Büchern bietet.“
Anlässlich der Frankfurter Buchmesse werden Tests durchgeführt, bei denen über ein speziell entwickeltes Plakat mit der SPIEGEL-Bestseller-Liste gratis digitale Leseproben mittels Bluetooth auf Handys geladen werden können. Bereits mit 60 % aller Handys können laut Angaben der Ströer Out-of-Home Media AG die Leseproben genutzt werden. „Der Service braucht kein Internet und ist kostenfrei. Die Bluetooth-Schnittstelle identifiziert jeden Handy-Typ und wäre daher auch in der Lage, eine Applikation für ein mobiles Shopping-Portal, über die Interessierte die Bücher der Leseprobe gleich bestellen könnten, mit zu liefern“, schreibt die Firma in ihrer Pressemitteilung.
Jaroslav Zajicek ergänzt: „Der Online-Buchhändler, der als erster die Handys mit seiner mobilen Portalsoftware ausstattet, hat im Zeitalter des mobilen Shoppings die Nase vorn. Bücher werden – so zeigt der Blick in die Zukunft – sicher das dynamischste Segment des Einkaufs per Handy sein.“
Gratis-Leseproben dort zu verteilen, wo Menschen Zeit haben, weil sie warten, ist eine sehr gute Idee. Wer stets mit dem Auto unterwegs ist, wird sich dafür vielleicht nicht gleich begeistern können, aber ein Blick in die öffentlichen Verkehrsmitteil zeigt: Hier wird viel gelesen. Nicht zuletzt deshalb werden Gratis-Zeitungen besonders im Umfeld des öffentlichen Personennahverkehrs verteilt.
Selbst bei einem gut ausgebauten Nahverkehrsnetz mit passenden Anschlussfahrten bleibt noch sehr viel Wartezeit übrig, die Menschen an Haltestellen sowie auf Bahnhöfen verbringen. Werbeplakate bieten den Wartenden oft die einzige Ablenkung, zudem sind viele Menschen hier nicht mit anderen Dingen beschäftigt.
Ob Bluetooth für die Zukunft noch die beste Möglichkeit darstellt, die Leseproben zu verteilen, lässt sich jedoch bezweifeln. Die Preise für mobile Datenflatrates bzw. die Datentarife überhaupt sind dieses Jahr schon stark gesunken. Das Kostenargument zugunsten von Bluetooth verblasst somit zusehends. Internet auf dem Handy ist in Deutschland zwar noch nicht auf der Überholspur, aber weltweit nimmt die mobile Internetnutzung stark zu.
Die Akzeptanz von E-Books lässt sich über solche kostenlosen Leseproben bestimmt steigern. Handys bieten zwar nicht den Lesekomfort von E-Readern, die jetzt endlich in einer gewissen Auswahl nach Deutschland kommen, und die Handybildschirme verbrauchen noch zu viel Strom für stundenlanges Lesevergnügen, aber im Gegensatz zu speziellen Lesegeräten wie dem Kindle von Amazon hat fast jeder ein Handy, wenn auch nicht immer mit Bluetooth, aber der Trend geht ja schon die Richtung. Auf großen Lesekomfort kommt es zumindest für eine Leseprobe nicht so sehr an. Ein ganzes Buch auf dem Handy zu lesen, kann ich mir in nächster Zeit dagegen nicht vorstellen.
Was haltet Ihr von solchen interaktiven Plakaten? Wird die Datenflatrate für Mobiltelefone nicht bald mehr oder weniger Standard sein, so dass man unterwegs für Leseproben aus dem großen Angebot des Internets schöpfen kann?
Oktober 30th, 2009 at 01:13
Das funktioniert über das Plakat weil hier der Impuls „sich das Buch anzuschauen von außen kommt“ Damit hat das Aufforderungscharakter während beim Surfen im Web das erst mal gefunden werden müsste. Wer surft schon mobil ziellos..
Oktober 30th, 2009 at 20:23
Der Impuls dazu könnte im Web auch durch Werbung kommen. Ist der Unterschied zwischen Plakaten und Werbebannern so groß?
Eine größere Rolle dürfte meiner Meinung nach spielen, dass man zu Hause oder am Arbeitsplatz im Grunde immer etwas zu tun hat, während sich viele Menschen bei Wartezeiten nach Abwechslung sehnen.