Mit der steigenden Bedeutung von Twitter steigt das Bedürfnis, am Puls der Zeit zu bleiben, welche Themen beim führenden Microblogging-Dienst gerade aktuell sind. Nur selbst zu twittern reicht nicht. Der Service Twendz versteht sich als Themenbarometer für Twitter und bietet durchaus interessante Einblicke.
Marketingverantwortliche und PR-Leute sind nicht die einzigen, die Werkzeuge zur Messbarkeit der Aktivitäten auf Twitter wünschen, aber besonders große Unternehmen haben Bedarf bezüglich nach schneller Auswertung und Analyse im Web 2.0. Was sagt die Twitter-Community zum Unternehmen oder einem bestimmten Produkt? Antworten darauf werden zum Teil sofort benötigt, denn innerhalb kürzester Zeit kann eine Welle im Social Web über eine Firma oder Organisation hereinbrechen, auf die sie reagieren sollte. Online-PR muss sich an die Geschwindigkeit ihrer Stakeholder anpassen.
„Wo geht am Oktoberfest die Post ab? Wie steht die Twittergemeinde zu einem bestimmten Produkt, oder welche Politiker werden derzeit hoch im Kurs gehandelt? Auf all diese Fragen bietet die neue Twittersuchmaschine Twendz umfangreiche und minutengenaue Antworten“, beginnt der aktuelle Pressetext der internationalen PR-Agentur Waggener Edstrom, die hinter Twendz steht. Leider führt diese Fragestellung in die Irre, denn das Themenbarometer ist bisher auf Tweets in Englisch spezialisiert. Das ergibt jedoch Sinn, denn Twendz ist keine bloße Twitter-Suche, sondern möchte zusätzlich ein Stimmungsbild liefern. Für alle Sprachen gleichzeitig ließe sich das nicht realisieren, aber Nutzer aus dem deutschsprachigen Raum können das Potenzial erst richtig nutzen, wenn Tweets auf Deutsch ausgewertet werden.
Gibt man bei twendz.com einen Begriff ein, werden nicht nur Tweets aus der letzten Zeit dazu gefunden, man wird auf dem Laufenden gehalten, denn wie ein News-Ticker spuckt der Service fortwährend neue Tweets aus. Zum Glück lässt sich die Geschwindigkeit in mehreren Stufen einstellen. Im Pressetext heißt es: „Ab diesem Zeitpunkt informiert das Twendz-Themenbarometer darüber, welcher Prozentsatz dieser Tweets einen negativen, neutralen oder positiven Trend zu diesem Thema aufweist. Twendz markiert zudem die am häufigsten verwendeten Wörter in Ihrem jeweiligen Twitter-Stream. Durch die Analyse und Auswertung von Twitter-Streams haben Sie das Ohr am Puls der Zeit und behalten den Überblick über Themen und Perspektiven einer wachsenden und anspruchsvollen Zielgruppe, die entscheidenden Einfluss auf die breite Meinungsbildung besitzt.“
Das klingt überzeugend, obwohl man hinsichtlich der Auswertung kritisch bleiben sollte. Optisch ist Twendz sehr ansprechend und es geht eine nahezu hypnotische Wirkung von der ständigen Aktualisierung aus. Ein Bildschirm in Sichtweite des Wasserspenders oder nahe der Kaffeeküche eines Unternehmens, der das aktuelle Geschehen zum Firmennamen oder (mit aktuellem Bezug) einem neu eingeführten Produkt zeigt, würde bestimmt stets für guten Gesprächsstoff sorgen, davon bin ich überzeugt.
Twendz ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man einen nützlichen Dienst kostenlos anbieten kann, der als Köder für zahlende Kunden dient. Die Kommunikationsagentur Waggener Edstrom kann so auf ihre Monitoring- und Messwerkzeuge „für ein breites Spektrum von Online- und Offline-Channels“ aufmerksam machen, denn „eine tiefgehende Analyse von datenbasierten Einflüssen auf und durch die jeweilige Zielgruppe“ kann Twendz nicht bieten.
Muss ja auch nicht sein! Die Informationen, die Twendz gratis bietet, sind für sich genommen schon wertvoll, gerade kleine Unternehmen und Organisationen, die für eine Kommunikationsagentur kein Budget haben, profitieren davon. Nicht zuletzt ist es ein nützliches Werkzeug für Journalisten und Blogger.
Was haltet Ihr vom Ansatz, den Twendz verfolgt? Fürchtet Ihr, dass durch solche Dienste weniger ein Überblick zum sinnvollen Abwägen entsteht als vielmehr Kurzschlusshandlungen oder populistisches Verhalten provoziert werden?