Der aktuelle Bundestagswahlkampf dürfte bei den Wählern noch viele Fragen offen gelassen haben. YouTube-Nutzer haben nun die Möglichkeit, ihre Fragen an bekannte Politiker zu stellen, die am Dienstagabend live im Fernsehen beantwortet bzw. diskutiert werden.
Obwohl das Internet keine so große Rolle im Bundestagswahlkampf spielt, wie es es sie (angeblich) für den US-Präsidentschaftswahlkampf hatte, muss man anerkennen, dass es dieses Jahr online eine Menge interessanter Angebote rund um die Wahlen gibt. „Open Reichstag“, der ZDF-YouTube-Kanal zur Bundestagswahl 2009, zählt zu den interessantesten.
Ursula von der Leyen (CDU), Sigmar Gabriel (SPD), Dirk Niebel (FDP), Cem Özdemir (B’90/Die Grünen), Gregor Gysi (Die Linke) und Markus Söder (CSU) werden am Dienstag ab 20:15 Uhr an der Debatte teilnehmen, die im Fernsehen im Rahmen des „ZDF-Wahlforum 2009“ ausgestrahlt und im Internet via YouTube gestreamt wird. Damit wird YouTube übrigens erstmalig in Europa einen Livestream auf seine Videoplattform bringen. Moderatoren der Sendung sind Bettina Schausten und Christian Sievers vom ZDF.
„Die politische Diskussion endet bei YouTube nicht mit dem Wahlabend. Nach der Bundestagswahl kommen die Parteienvertreter mit ihren Analysen zu Gewinnen oder Verlusten in dem YouTube-Kanal zu Wort“, schreibt Google in einem aktuellen Pressetext. Weiter lobt man sich selbst: „Die besondere Rolle, die YouTube im Wahlkampf spielt, belegt auch eine Aktion des Deutschen Bundestages. In dem Videowettbewerb „MachDeinX“ (www.youtube.com/machdeinx) fordern bekannte YouTube-Künstler die Nutzer dazu auf, kreative Videos zu drehen und auf die Videoplattform hoch zu laden. Damit werben sie gleichzeitig für eine rege Wahlbeteiligung der Internet-Community.“
Immerhin: Seit der YouTube Channel „Open Reichstag“ gestartet wurde, hatte er über 750.000 Besucher und sind fast 600 Videoantworten erstellt worden. „Anfang Juni 2009 hatten das ZDF und YouTube das Gemeinschaftsprojekt initiiert, um neue interaktive Formen der politischen Partizipation und des Dialogs zwischen Politik, Medien und Bürgern zu fördern und vor allem junge Wahlberechtigte an die Themen der Bundestagswahl heranzuführen. TV-Formate des ZDF wie ‚Morgenmagazin‘ und ‚Illner Intensiv‘ sowie eine mit dem YouTube Kanal vernetzte ‚OPEN Reichstag‘ Gruppe auf studiVZ und meinZV greifen die auf YouTube hochgeladenen Beiträge auf und führen die Diskussion auch jenseits der Online-Videoplattform fort“, bilanziert Google im Pressetext.
Wer online mehr über Parteien und Abgeordnete erfahren möchte, kann dieses Jahr aus eine Fülle von Angeboten wählen, einige sind auch beim „ZDF Wahlforum“ aufgeführt. Die Wahlprogramme der im Bundestag vertretenen Parteien sind in Kurzform zum Nachlesen und Anhören zu bekommen und Google verlinkt auf seiner Startseite inzwischen seine Google Trends zur Bundestagswahl 2009, die unter www.google.de/wahl09 direkt zu erreichen sind. Über seine Google Suchtrends schreibt das Unternehmen: Sie „sind die Basis für das Google ‚Wahlbarometer‘. Sie bilden das tagesaktuelle Interesse der Deutschen bezüglich der im Bundestag vertretenen Parteien, Spitzenkandidaten und zentralen Themenfelder wie Wirtschafts-, Umwelt-, Familien-, Bildungs- und Steuerpolitik ab.“ Dafür braucht man mehr eine Begeisterung für Zahlen, Daten und Diagramme als für Politik.
Vermutlich weit weniger bekannt ist das Informationsportal www.wahljahr09.de von news aktuell. Die Website ist zwar nicht für normale User gedacht: „Journalisten und politische Kommunikatoren finden im Angebot der dpa-Tochter mittlerweile mehr als 10.000 Pressemitteilungen von Parteien, Organisationen und Medien. Darüber hinaus bietet wahljahr09.de einen kompletten Terminplan der Parteien bis Jahresende sowie eine Zusammenstellung der wichtigsten Twitterfeeds zur freien Einsicht an.“ Aber das muss niemanden daran hindern, sich auf dem übersichtlichen Portal umzuschauen.
Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier am Sonntag dürfte so spannend werden, wie der Bundestagswahlkampf bislang ist: nicht so spannend. Das „ZDF Wahlforum 2009“ mit den Fragen der YouTube-Nutzer wird wohl interessanter ausfallen.
Wie sehr interessiert Ihr Euch für diese TV-Events? Findet Ihr den interaktiven Ansatz besser bzw. überhaupt sinnvoll? Oder kommt bei Euch nach dem Internet bei politischen Themen erst einmal ganz lange kein anderes Medium?