Ist die Trennung von Privatleben und Arbeitswelt ein Auslaufmodell?

Geschrieben von am 12. August 2009 in Kategorie Web 2.0

Digitale Kommunikationsmittel sorgen für ständige Erreichbarkeit. In der Folge verschwimmt die Trennlinie zwischen Arbeitszeit und Freizeit immer mehr. Erreichbarkeit nach Büroschluss ist für den Großteil der Internetnutzer in Deutschland schon der Normalfall.

Dazu, ob die Menschen unter der Erreichbarkeit für Vorgesetzte, Kollegen und Kunden leiden und sich endlich einmal Unerreichbarkeit oder Stille, verrät eine neue Presseinfo des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) leider nichts, dafür gibt es ein paar interessante Zahlen dazu, wie sehr die Trennung von Arbeit und Freizeit schon aufgeweicht wurde.

73 % der berufstätigen Internetuser ist über ihr Handy oder das Internet beruflich außerhalb der normalen Arbeitszeit ansprechbar, davon 36 % jederzeit. Ein weiteres Drittel der befragten Nutzer ist an Werktagen abends erreichbar, vier Prozent am Wochenende. „Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind fließend geworden“, stellt  BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer fest.

„Unterschiede bei der Erreichbarkeit zeigen sich je nach Geschlecht und Alter. Während 77 Prozent der Männer außerhalb der normalen Arbeitszeiten per Handy oder E-Mail erreichbar sind, sind es bei den Frauen  68 Prozent. Beschäftigte fortgeschrittener Altersgruppen sind deutlich häufiger am Abend oder am Wochenende für die Firma erreichbar als Jüngere. Unter den Arbeitnehmern bis zum Alter von 29 Jahren ist nur gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) in ihrer Freizeit per Handy und Internet erreichbar. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es dagegen 83 Prozent“, informiert der BITKOM in seinem Text. „In diesem Alter haben die Arbeitnehmer mehr Verantwortung als die Jüngeren und ihr Einsatz für den Job ist sehr groß“, erläutert Scheer.

Mit Blick auf die Arbeitszeit ist indes festzustellen, dass am Arbeitsplatz das Internet verstärkt für private Dinge genutzt wird. Jeder zweite Befragte gab an, am Arbeitsplatz das Netz privat zu nutzen. „Wer Berufliches mit nach Hause nimmt, nimmt auch Privates mit zur Arbeit“, kommentiert dies der BITKOM-Präsident. „Darauf müssen die Arbeitgeber mit klaren Vorgaben reagieren.“ Am besten werden dafür klare interne Regeln aufgestellt, ebenso wie für die Erreichbarkeit in beruflichen Dingen nach Büroschluss, schlägt der Verband vor.

Zu dieser repräsentativen Erhebung des BITKOM passt bestens ein Pressetext der Strategieberatung Booz & Company, in der es um die Entwicklung der Business-PC-Branche geht. Bereits in zehn Jahren sei die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung in den meisten Ländern nach 1980 geboren. „Diese Generation ist mit dem PC groß geworden und stellt entsprechende Ansprüche“, erläutert Gregor Harter, Partner im Bereich Hightech und Telekommunikation bei Booz & Company. „Berufliche und private Nutzung lassen sich nicht mehr voneinander abgrenzen. Hoch individualisierte Geräte, die eine maximale Personalisierung, einen Browser-basierten Arbeitsstil sowie Social Networking im Web erlauben, treten die Nachfolge bisheriger Standardlösungen an.“

Schon heute würden Unternehmen daher damit beginnen, ihren Leuten den Einsatz ihres Privat-PCs zu ermöglichen und persönliche ausgewählte Geräte zu finanzieren. „PC-Hersteller müssen den Nerv der Zeit treffen. Ein Drahtseilakt, denn durch den Einsatz von Privat-PCs im Unternehmen wird die Zielgruppe sehr viel komplexer. Bislang waren nur die Einkäufer auf Unternehmensseite Ansprechpartner für den Geschäftskundenvertrieb. Nun gilt es, den Business-User als Konsumenten anzusprechen“, so Harter. Das ist doch mal ein interessanter Aspekt!

Wie stehen die Leser unseres Blogs zur Trennung von Arbeitszeit und Freizeit? Ist das etwas aus einer vergangenen Zeit oder war es nie wichtiger als heute, die private Zeit gegen kommerzielle Interessen zu verteidigen?

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