Diese Woche ist Bewegung ins Thema VDSL gekommen. Die bislang nur von der Telekom angebotene besonders schnelle DSL-Variante wird bald auch von Konkurrenten wie Vodafone und 1&1 angeboten. Gestern fiel der Startschuss für den Aufbau eines eigenen VDSL-Netzes durch Vodafone.
Wir sind noch ein ganzes Stück davon entfernt, wirklich schnelles Internet auf dem aktuellen Stand der Technik in ganz Deutschland nutzen zu können. Dennoch ist die Versorgung mit breitbandigen Internetzugängen diese Woche ein großes Stück vorangekommen.
Mitte der Woche einigte sich Vodafone mit der Deutschen Telekom auf eine Kooperation, bei der Vodafone die VDSL-Anschlüsse seines Konkurrenten unter eigener Marke anbieten kann. Es folgte eine ähnliche Vereinbarung mit 1&1. Gestern schließlich folgte der Auftakt für den Aufbau eines eigenen VDSL-Netzes durch Vodafone. Dabei handelt es sich zwar nur um ein Pilotprojekt in Heilbronn, doch es hat Signalcharakter.
„Ziel des Pilotprojektes in Heilbronn ist es, Lösungen für einen Ressourcen schonenden Aufbau der VDSL-Technologie zu realisieren und Erfahrungen beim Ausbau einer Stadt zu sammeln“, heißt es zudem in des gestrigen Pressemitteilung von Vodafone. „Schnelle Datenautobahnen sind in der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts die wichtigste Lebensader“, betont darin Vodafone-Manager Georg Benzer. „Wir setzen auf Investitionen in moderne Netze und auf echten Infrastrukturwettbewerb.“
Mit den Ressourcen, die man schonen möchte, sind in diesem Fall die eigenen Budgets gemeint, denn besonders die Bauarbeiten zur Verlegung der Leitungen sorgen für hohe Kosten. Kein Wunder also, dass Vodafone sein erstes eigenes VDSL-Netz nicht alleine, sondern ausgerechnet mit der Deutschen Telekom gemeinsam aufbaut. Verhandelt wird indes weiter „über die flächendeckende Nutzung von Leerrohren, Zuleitungen für Glasfaserkabel und Zugang zu Verteilerkästen“. Neben einem weiteren für Würzburg geplanten Pilotprojekt, wo die Telekom für die Bauausführung zuständig sein soll, stehen deshalb keine weiteren Kooperationen dieser Art an.
Es wäre nicht sinnvoll, die Erde immer wieder aufzubuddeln, wenn ein Netzbetreiber Leitungen verlegen möchte. Eine Zusammenarbeit der VDSL-Anbieter in diesem Bereich ist daher sehr zu begrüßen, sofern dadurch nicht Dritte ausgeschlossen werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein weiteres Thema dieser Woche: Das Handelsblatt berichtete, die Bundesnetzagentur prüfe eine Zusammenarbeit der Telekommunikationsfirmen mit den Stromkonzernen, denn diese führten sowieso zahlreiche Straßenbauarbeiten durch, bei denen nebenbei auch schnelle Datenleitungen gelegt werden könnten.
Friedrich Joussen, CEO von Vodafone Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Arcor AG, betont die Wichtigkeit von mehr Wettbewerb: „Wettbewerb ist investitions- und innovationsfördernd. Monopolstrukturen, wie wir sie jetzt im VDSL-Bereich erleben, bremsen Fortschritt und Investitionen.“
Der Konzern kritisiert ein Zugangsmonopol der Deutschen Telekom, welches endlich fallen müsse: „17 Jahre Mobilfunk in Deutschland haben gezeigt: Wo ein Wettbewerb der Anbieter besteht, entstehen Angebote, Produkte und Preise im Wettbewerb. Davon profitieren die Verbraucher und der Standort Deutschland.“ Deshalb stelle der gerade erst abgeschlossene Vertrag über den Wiederverkauf von VDSL-Produkten der Telekom bloß einen ersten Schritt dar. Durch den Verkauf von VDSL-Produkten der Telekom erhielten andere Anbieter zwar in kurzer Zeit Marktzugang, doch werde auf lange Sicht das Monopol der Deutschen Telekom verfestigt.
Immerhin ist dieses Jahr zu merken, dass die Kabelnetzbetreiber zu einem ernsthaften Konkurrenten für schnelles Internet geworden sind. Die meist maximal 16 MBit/s am klassischen DSL-Anschluss übertreffen die Kabelnetzbetreiber schon eine Weile, bis zu 32 MBit/s werden üblicherweise den Kabelkunden angeboten. Es ist aber davon auszugehen, dass schon bald 100 MBit/s am Kabelanschluss normal sein werden.
Insofern ist fraglich, ob es klug für die Konkurrenten der Deutschen Telekom ist, überhaupt noch auf die Very Highspeed Digital Subscriber Line mit ihren 50 MBit/s zu setzen und nicht gleich den Aufbau von Glasfasernetzen bis in die Gebäude oder sogar bis in die Wohnungen anzugehen. Das wäre zwar noch teurer, aber ziemlich langfristig orientiert, weil die Bandbreiten damit noch sehr viel stärker steigen könnten.
Wie interessant ist VDSL für unsere Leser? Wartet Ihr gespannt darauf, dass bei Euch VDSL-Anschlüsse verfügbar sind bzw. nutzt Ihr VDSL bereits? Oder möchtet Ihr VDSL am liebsten überspringen und gleich einen richtigen Glasfaseranschluss?