Lokale Online-Werbung boomt in den USA, zudem glauben viele an eine große Zukunft für lokal fokussierte Onlinemedien. Daher stößt es auf Interesse, wenn AOL seinem Imperium zwei so kleine Firmen wie Patch Media und Going Inc. hinzufügt.
Die Website going.com informiert nicht nur über Events aller Art in 30 US-Städten, sondern bietet den Usern einige Web 2.0-Elemente, um auf der Website aktiv zu werden. So können Profile angelegt, Events gepostet und Bewertungen vorgenommen werden. Vor, während und nach den Veranstaltungen können sich die User untereinander austauschen. Derzeit umfasst Going 30 lokale Web 2.0 Communitys im Bereich Events.
Bei Patch.com handelt es sich um eine handvoll Websites, die „hyperlocal news“ für kleine Städte und Gemeinden bieten. Derzeit sind es fünf Orte, deren Namen man hierzulande noch nie gehört haben dürfte; mehrere weitere eigene Ausgaben sind online bereits angekündigt, bis Jahresende möchte man das erste Dutzend voll machen. Inhalte von eigenen, von Patch Media bezahlten Journalisten und Freiwilligen aus der jeweiligen Gegend kommen auf den Websites zusammen.
Die New York Times ist im Bereich der hyperlokalen Nachrichten mit The Local inzwischen ebenfalls aktiv, ausgerechnet in den drei Ortschaften von New Jersey, in denen Patch Media zuerst seine lokalen Angebote an den Start brachte. Basic Thinking-Gründer Robert Basic scheint mit seinem Buzzriders-Projekt in eine ähnliche Richtung zu gehen.
Lokale Informationen seien bislang noch ziemlich schwer auffindbar, heißt es seitens AOL in einer Pressemitteilung. Es würden eine Menge Informationen existieren, doch es fehle ein einfacher und schneller Weg, an diese heranzukommen. Das Lokale gehört zu den wichtigsten Bereichen, die der vor nicht langer Zeit neu ernannte AOL CEO Tim Armstrong stärken möchte.
Immerhin gibt es unter der Führung des ehemaligen Google-Managers Tim Armstrong nun endlich eine erkennbare Strategie für den Konzern. Nach Unternehmensangaben ist das AOL-Netzwerk lokaler Angebote im Netz mit 54 Unique Visitors bereits jetzt das größte seiner Art in den USA. Interessant dürfte sein, ob das bei Patch derzeit eingesetzte Google Maps demnächst durch den zu AOL gehörenden Kartendienst MapQuest ersetzt wird.
Kritisch gesehen wird von einigen Autoren, dass Tim Armstrong vor einiger Zeit selbst in Patch Meedia investiert hatte und sogar noch größter Investor ist. (Zu den Beratern gehört übrigens Blogger Jeff Jarvis, Autor von „Was würde Google tun?“.) Tim Armstrong bemüht sich in einem Rundschreiben an die Angestellten allerdings um Transparenz und hat eine Regelung angekündigt, nach der er nur sein investiertes Kapital in Form von AOL-Aktien (ein Börsengang ist ja geplant, um den Internetkonzern von Time Warner wieder zu trennen) bekommen solle.
Was denken unsere Leser? Liegt im Lokalen tatsächlich so viel Musik, wie man zum Teil hört? Sind Mischformen aus Inhalten professioneller Journalisten und von Bürgern die Zukunft, die das Modell der auf Papier gedruckten Lokalzeitung ablösen werden?