Der Boss des Medienkonzerns News Corp, Rupert Murdoch, gab auf einem seiner TV-Sender ein Interview, in dem er sich unter anderem über die Zukunft des Mediums Zeitung äußerte. Alles werde digital, auf Papier gedruckte Zeitungen gebe es noch 10 bis 20 Jahre, ist der Medienmogul überzeugt.
In dem Interview auf auf Fox Business (Link zum Video) betonte Rupert Murdoch, dass sich Kommunikation verändere und wir uns in ein digitales Zeitalter bewegen würden, das die Zeitungen verändere. Was wir heute Zeitungen nennen, nenne er Nachrichtenorganisationen oder journalistische Unternehmen. Sie seien die Quelle der Nachrichten. Die Leute würden zugreifen, wenn die Angebote gut gemacht seien, egal ob auf einem BlackBerry, einem Kindle oder einem PC.
Er könne sich bereits den Tag vorstellen, vielleicht 20 Jahre in der Zukunft, an dem man tatsächlich kein Papier, keine Tinte und keine Druckerpressen mehr habe. Schon in zehn Jahren würden die meisten Zeitungen nur noch digital erscheinen würden, doch Rupert Murdoch geht davon aus, dass dieser Prozess insgesamt eine lange Zeit dauern würde und eine Generationenfrage sei. Doch es bestehe kein Zweifel daran, dass die jüngeren Leute nicht zu den traditionellen Zeitungen greifen würden.
Sehr interessant an dem TV-Mitschnitt ist, wie unbesorgt Rupert Murdoch sich zum Ende der gedruckten Zeitung äußert, wie unaufgeregt sachlich er mit dem Thema umgeht und wie sicher er sich zu sein scheint, dass tragfähige Geschäftsmodelle das Nachrichtengeschäft weiterhin finanzieren können. Immerhin gehört er zu denjenigen, die sich in letzter Zeit für Paid Content stark gemacht haben.
Diese Zuversicht teilen wahrlich nicht alle. Während es im Blog netzwertig.com gerade eine lebhafte Diskussion darum gibt, warum Bezahlinhalte im Netz nicht funktionieren würden, herrschte laut HORIZIONT.net beim 3. Internationalen Mediendialog Hamburg diese Woche Ratlosigkeit zur Frage, ob Qualitätsjournalismus im Web und anderswo noch finanzierbar sei. Auf die Frage nach dem Geschäftsmodell fehlen die Antworten. Die taz beispielsweise geht allerdings klar in Richtung Paid Content, wie wir Ende Mai berichteten.
Immobilienkrise, Wirtschaftskrise, Werbekrise, Medienkrise, Zeitungssterben. Diese fünf Begriffe stehen in kausaler Ordnung für die Zuspitzung der Probleme, der sich die Zeitungsbranche ausgesetzt sieht. Ähnlich wie bei der Krise der klassischen Kaufhäuser liegen die Ursachen für die Probleme der Unternehmen in veränderten Gewohnheiten ihrer Nutzer, sorgt die Wirtschaftskrise nur für eine Verschärfung der Situation.
Für die deutschen Verlage könnten die Wirtschaftskrise und die damit einhergehende Werbeflaute der rettende Weckruf sein, endlich eine neue Richtung einzuschlagen, denn hierzulande ist die Situation längst nicht so dramatisch wie in den USA, wenngleich man nahezu täglich von Stellenabbau, Zusammenlegungen von Redaktionen in Newsrooms und anderen Sparmaßnahmen lesen kann.
Wie lange gebt Ihr der gedruckten Zeitung noch? Lest ihr noch eine gedruckte Zeitung? Und seid Ihr bereit, für journalistische Inhalte in digitaler Form zu zahlen?
Juni 10th, 2009 at 20:24
Interessante Aussage, gerade von Rupert Murdoch, der eigentlich wie kein zweiter Medienmogul die klassische Zeitung liebt (Buchtipp: „The Man Who Owns the News“ von Michael Lewis, sehr aufschlussreiche Murdoch-Biographie). Wenn der nun schon den Glauben an die Zeitung verloren hat, sieht es wirklich sehr schlecht aus.
Ich persönlich lese seit etwa drei Jahren keine gedruckte Zeitung mehr, aber jeden Tag etwa sechs bis sieben Online-Zeitungen. Für zwei davon (Wall Street Journal und Financial Times) zahle ich auch, und ich finde, dass der Content das auch wert ist. Aber wie schon drüben auf netzwertig.com beschrieben: Der Wandel des Geschäftsmodells wird eine ziemlich blutige Angelegenheit werden…
Juni 10th, 2009 at 21:10
Ja, das wird blutig. Vor allem aber auch deshalb, weil die Verlage – davon gehe ich aus – viel zu zögerlich den Wandel vollziehen werden, solange der Print-Bereich noch profitabel ist bzw. den allergrößten Teil der Einnahmen bringt.
Neue Projekte, die den (ehrwürdigen, verdienstvollen) Ballast nicht haben, werden überholen.
Noch sind die Verlage in einer starken Position und noch haben sie die Reichweite, um daran zu arbeiten, Print-Leser zu Digital-Lesern zu machen.
Stimmt, dass gerade Zeitungsmann Rupert Murdoch so argumentiert, finde ich ebenfalls interessant, verleiht den Aussagen einiges an Gewicht. Und er gehört ja nun noch zu einer Generation, die medial so sehr anders sozialisiert wurde, wie wir uns das kaum noch vorstellen können.