Der Internetkonzern Yahoo hat beschlossen, seinen Free-Hoster GeoCities im Laufe des Jahres einzustellen. Neuanmeldungen sind bereits unmöglich, bestehende Userwebsites sollen noch eine Weile gepflegt werden können. Kostenloses Hosting wird Yahoo nicht mehr anbieten, die Nutzer sollen ihre Präsenzen in ein kostenpflichtiges Hosting retten können.
Die Reaktionen auf die Einstellung des kostenlosen Webhostings bei GeoCities fallen sehr unterschiedlich aus. Selbstverständlich ist der Dienst technisch völlig veraltet und lassen sich mit dem Leistungsspektrum kaum noch User hinter dem Ofen hervorlocken. Wer schon Mitte der 1990er Jahre online war, kann sich an die bunten Onlinepräsenzen, die oft wie durcheinander blinkende Clipart-Sammlungen anmuteten, sicher noch lebhaft erinnern. Viele langjährige Internetnutzer hatten dort selbst eine Website angelegt und sind emotional mit dem Free-Hoster deshalb immer noch verbunden. Rückblickend neigt man ja zur Idealisierung, blendet Schwächen und Ärgernisse aus und erinnert sich an die guten Seiten.
Webspace zu bekommen war teuer und kompliziert, das Web 2.0 noch einige Jahre entfernt. Dennoch wird GeoCities heute als die erste große Mitmach-Website mit User Generated Content oder gar als erstes Social Network begriffen. Dank eines einfach zu bedienenden Webbaukastens konnten Millionen Menschen eigene Homepages anlegen.
1994 als Beverly Hills Internet gegründet, zwischenzeitlich zuerst in GeoPages und Ende 1995 in GeoCities umbenannt, wuchs dank Elementen wie Chats und Foren sehr schnell. Als Yahoo auf dem Höhepunkt des Dot-Com-Booms 3,57 Milliarden Dollar in Aktien für die Übernahme zahlte, war GeoCities die drittgrößte Site im Word Wide Web.
Yahoo gelang es jedoch nicht, den Free-Hoster zu einem kommerziellen Erfolg zu führen. Versuche in dieser Richtung wie die Platzierung einer Werbefläche auf den Nutzerseiten oder eine Änderung der Nutzungsbestimmungen in der Weise, wonach die Rechte an den Inhalten an den Konzern gehen sollten, brachten zahlreiche Nutzer gegen GeoCities auf. Die heute großen Web 2.0 Websites mussten mit ihren Nutzern zum Teil ziemlich ähnliche Erfahrungen machen.
Nicht zuletzt zeigt die Geschichte von GeoCities, dass enorme Reichweite und große Beliebtheit eines Services kein hinreichendes Kriterium dafür sind, dass sich Hoffnungen auf große Gewinne einmal erfüllen werden. Wer weiß, wie man in zehn oder fünfzehn Jahren einmal über MySpace oder Facebook urteilen wird?
Obwohl die angekündigte Schließung von GeoCities in der aktuellen Form vielfach von vielen als überfälliger Schritt bezeichnet wird, hat die Plattform noch eine Menge Traffic aufzuweisen. techdirt.com spricht von 11 Millionen Unique Users monatlich und hält es deshalb für verrückt, den Service zu schließen.
Angesichts der allgemeinen Entwicklung von Yahoo in letzter Zeit ist es verständlich, dass dort über Kosteneinsparung durch Aufgabe einiger Projekte nachgedacht wird. Für den kostenlosen Hostingdienst Tripod, der lange zu Lycos gehörte, fand sich schließlich ja noch ein Käufer.
Sollte Yahoo nicht lieber versuchen, GeoCities ganz oder teilweise zu verkaufen, anstatt den Dienst abzuschalten?