Google gibt das Geschäft mit Werbespots im traditionellen Hörfunk auf, wird aber im Internetradio-Bereich weiter engagiert bleiben. Google Audio Ads und AdSense for Audio sollen eingestellt, Google Radio Automation soll verkauft werden. Bis zu 40 Mitarbeiter könnten durch den Kurswechsel ihren Job verlieren.
Der Schritt, das Experiment mit den Hörfunkspots nach drei Jahren zu beenden, folgt nur drei Wochen auf die Ankündigung, Google Print Ads aufzugeben. Die ehrgeizigen Pläne, sein im Internet extrem erfolgreiches Geschäftsmodell auf die traditionellen Medien auszudehnen, sind zumindest vorerst gescheitert. An seinem Vorstoß in die Vermarktung von TV-Werbung wolle das Unternehmen allerdings festhalten, bekräftigt die zuständige Produktmanagerin Susan Wojcicki in diesem Zusammenhang im Traditional Media Blog des Unternehmens. Der Claim des Blogs – Let’s Take it Offline – ist derzeit passender als jemals zuvor.
Das ist ein Rückschlag für den erfolgsverwöhnten Internetkonzern, denn die Vermarktung von Werbespots auf herkömmlichen Radiosendern und die Anzeigenwerbung im Print-Bereich waren nicht bloße Experimentierfelder, sondern sollten Google endlich ergiebige Erlösquellen außerhalb des weiter hervorragend laufenden Geschäfts mit der kontextsensitiven Onlinewerbung erschließen.
Abgesehen von der Wirtschaftskrise dürfte der Gegenwind aus mehreren Branchen, in denen Googles Expansion als Bedrohung für die eigenen Geschäfte gesehen wurde, eine wichtige Rolle für die Entscheidung zum Rückzug gespielt haben. Nicht zuletzt fehlte es auch an Unterstützung der Radiosender selbst, die Google keine attraktiven Kontingente an Werbezeiten zur Verfügung stellten.
Die vergeblich aufgewendeten Investitionen halten sich für Google im Rahmen: Die 2006 übernomme Firma dMarc Broadcasting mit ihrer automatisierten Plattform für Werbetreibende kommt Google letztendlich mit 102 Millionen Dollar recht billig. Gewissermaßen typisch Google richtete sich der Preis nach dem Erfolg. Wäre die Hörfunkvermarktung ein voller Erfolg geworden, wären zusätzlich 1,136 Milliarden Dollar fällig geworden.
Eine gewisse Summe dürfte der geplante Verkauf von Google Radio Automation einbringen und die Erfahrungen der vergenen drei Jahre dürften eine solide Basis bilden, wenn es darum geht, in großem Stil Werbung für Podcasts und Webradios zu vermarkten. Der konkrete Verlust dürfte Google daher weit weniger schmerzen als die Erkenntnis, bei der Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells nicht so richtig voranzukommen.
Vielleicht sind die Gewinner ja die Webradios, wenn Google seine Technologie nun auf den Streaming Audio-Bereich anwenden möchte. Bringt der „Rückzug ins Internet“ möglicherweise hilfreichen Schwung in das Werbegeschäft von reinen Onlineradios?
Februar 17th, 2009 at 16:12
„Let’s take it offline!“ lol
War ja mal Zeit, dass auch bei google was nicht richtig läuft.
Februar 20th, 2009 at 23:19
Vielleicht ist das mit dem Rückzug etwas voreilig. Vielleicht liegt das an meiner eigenen Erfahrung beim Radio, doch ich glaube an die Zukunft des Mediums. Das Fernsehen wird sich viel mehr verändern, hin zu Video on Demand, wohingegen Radio als klassisches Begleitmedium weiter aktuell bleiben dürfte.