Gerade noch rechtzeitig präsentiert der angeschlagene PDA-Pionier Palm auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas sein neues Smartphone Palm Pre und begeistert damit das Publikum. Überzeugende Technik und ein neues Betriebssystem machen das Gerät zur Konkurrenz für BlackBerry, iPhone und Geräte auf Basis von Google Android.
Obwohl der Hersteller mit seinem Palm Pilot in den 90er Jahren den Personal Digital Assistant überhaupt erst massenmarktfähig machte und in letzter Zeit mit dem einfachen und billigen Palm OS Smartphone Centro wieder Boden gutmachen konnte und auch mit Geräten wie dem Palm Treo Pro auf Basis von Windows Mobile solide Geräte im Angebot hat, wurden vielfach bereits die Totenglocken für die Firma geläutet.
Zu übermächtig schien die Konkurrenz durch die BlackBerrys von RIM, Symbian-Geräte wie das E71 von Nokia, das iPhone von Apple, die unzähligen Win Mobile-Geräte und seit kurzem auch noch durch Smartphones mit dem Betriebssystem Android von Google, als dass man Palm noch ein Comeback zugetraut hätte. Das eigene Handheld-Betriebssystem Palm OS gilt als stark veraltet, auch wenn die große Zahl verfügbarer Programme ein Pluspunkt ist.
Jetzt ist alles anders: Ausgerechnet der ehemalige iPod-Chefentwickler Jon Rubinstein, der erst 2007 aus einem frühen Ruhestand heraus zu Palm kam, um die Firma zu retten, stellt auf der CES ein kleines Gerät vor, dass die große Wende bringen soll. Dem allgemeinen Beifall in zahlreichen Medien zufolge könnte man meinen, das kleine Palm Pre besitze magische Kräfte.
Die technischen Daten des Palm Pre sind in ihrer Kombination bereits beeindruckend, unter anderem stecken darin schnelles UMTS, W-LAN, GPS, Bluetoth mit Übertragung zu Stereo-Headsets, ein Bildschirm mit 320×480 Pixeln, eine ausziehbare Tastatur, ein Lichtsensor, der die Displayhelligkeit dem Umgebungslicht anpasst, was Strom spart, ohne die Ablesbarkeit zu verschlechtern und so manches mehr.
Wie man es von Konkurrenzgeräten wie dem iPhone kennt, wird über einen Sensor erkannt, wie der Nutzer das Gerät in der Hand hält und so die Darstellung automatisch zwischen horizontal und waagerecht umgeschaltet. Der Akku lässt sich leicht austauschen und die Aufladung erfolgt ohne Kabel mittels Induktion wie dies bei elektrischen Zahnbürsten verbreitet ist – ein neuer Trend von der CES!
Die Bedienung erfolgt mittels einer Gestensteuerung, die sogar die des iPhone übertreffen soll. Spätestens hier wird klar, dass weder das gute alte Palm OS noch Windows Mobile das neue Smartphone zum Laufen bringen. Die eigentliche Revolution bei Palm ist das neue Betriebssystem webOS, zugeschnitten auf die mobile Internetnutzung in Zeiten von Web 2.0. Internet auf dem Palm Pre soll keine Kompromisslösung sein, bei der die User auf vieles verzichten müssen. Deshalb werden etwa CSS, JavaScript und XHTML unterstützt.
Weitere Besonderheit ist die Unterstützung von Multitasking, bei dem über sogenannte Aktivitätskarten zwischen mehreren geöffneten Anwendungen hin und her geblättert wird. Das Palm Pre ist also nicht bloß ein leistungsstarkes Surfbrett, sondern ebenso ein Businesstool.
Sowohl in Beruf als auch in der Freizeit ist den Web 2.0-affinen Usern der Kontakt zu Kollegen bzw. Freunden besonders wichtig, worauf man sich beim Hersteller mit einem Palm Synergy genannten Feature eingestellt hat: webOS führt Informationen aus verschiedenen Quellen wie Outlook, Facebook und Flickr zusammen. Dem Problem der Unübersichtlichkeit, das Menschen haben, die auf mehreren Social Networks und auf mehreren Web 2.0 Plattformen engagiert sind, begegnet Palm damit ähnlich wie AOL bei seiner Community Bebo mit seiner „Social Inbox“ und Yahoo mit seiner „Smarter Inbox“. Palm Synergy erkennt nicht nur, dass es sich bei verschiedenen Kontakten um dieselbe Person handelt und bündelt die Informationen auf Wunsch in einer Ansicht, sondern erledigt auch Updates durch Synchronisierung sowohl mit PCs als auch Services im Web.
Eine solche Bündelung setzt Palm Synergy ebenfalls für verschiedene Kalender sowie den Bereich Messaging um. Auf eine Instant Messaging-Nachricht kann der Nutzer etwa via SMS an antworten.
Erfolgreiche Messepräsentationen bedeuten noch keinen Erfolg beim Kunden, doch mit seinem neuen Betriebssystem und der sehr guten Ausstattung des Palm Pre hat man BlackBerry, iPhone und Android Handys plötzlich wieder etwas entgegenzusetzen.